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Wenngleich, oder gerade weil seit dem Ende der Befreiungskriege und der Niederlage Napoleons gegen die europäische Koalition 1815 in der Schlacht bei Waterloo (Wellington) bzw. Belle-Alliance (Blücher) bereits nahezu 30 Jahre vergangen waren, wurde das Treffen der beiden Schachspieler insbesondere von der französischen Seite ganz im Stile der damals jedoch allgemein üblichen „Nationaltümelei" zum Kampf zweier Nationen hochstilisiert. Dies wurde bereits von dem hellsichtigen van der Linde in dem ihm eigenen bissigen Stil kritisiert: „Trotzdem das Schachspiel, seiner Natur nach, einen durchaus kosmopolitischen Character besitzt und ebenso, wie z.B. Geografie, Arithmetik oder viele anderen Beschäftigungen des menschlichen Geistes, von individueller, nicht von nationaler Begabung abhängig ist, haben die Herren Matchspieler eine internationale Superioritätsfrage daraus gemacht". „Als Staunton 1843 siegte, ahmte man in England, als Anderssen 1851 Staunton besiegte in Deutschland, als Morphy 1859 Anderssen besiegte in den Vereinigten Staaaten das abschreckende Beispiel nach" und als Botwinnik 1948 in Holland und Moskau den Weltmeistertitel errang, wiederholte sich die propagandistisch überhöhte Ausbeutung des schachlichen Erfolges einmal mehr. Die Meinung, so wollen wir dabei lediglich en passant vermerken, Schach sei von nationalen und/oder gar anderen rassischen Eigenarten abhängig, ist auch in unserer Zeit noch anzutreffen. In einem erst kürzlich in der Rochade Europa erschienenen Text, versteigt sich der Autor in die abstruse und uns wahrlich erschütternde Vorstellung, nationale und andere, angeblich rassische Eigenarten als prädiktiv determinierend für das Schachspiel heranziehen zu können.

Der Kampf der beiden anerkannt stärksten Schachspieler der Zeit, Saint-Amant und Staunton, ging um einen Einsatz von 100 Pfund Sterling (2500 Francs). 21 Partien waren angesetzt. Der Gewinner von elf Partien sollte Sieger sein.

Er begann nach umfangreichen und langwierigen Verhandlungen, die in extenso im Le Palamède und Chess Player’s Chronicle jener Jahre nachzulesen sind, am Dienstag, den 14. November 1843 und endete kurz vor Weihnachten am 20. Dezember 1843 mit dem Siege Stauntons.

Staunton war mit seinem „Sekundanten" Worrell bereits am 9. November in Paris eingetroffen. Stauntons zweiter Helfer, Harry Wilson, traf erst später in Paris ein. Die Engländer bereiteten sich in der für sie fremden Umgebung generalstabsmäßig vor und vermieden es, psychologisch wichtige, das Befinden eventuell beeinträchtigende Zugeständnisse zu machen. Zur großen Überraschung der Franzosen lehnten sie eine Einladung zu einem gemeinsamen Bankett ab, das im Café de la Régence, dem Cercle des Echecs, im Palais Royal stattfinden sollte und blieben zunächst unter sich, was Saint-Amant zum Anlaß nahm, in dem von ihm redigierten Palamède etwas verschnupft zu schreiben: „A notre grande surprise, nos honorables adversaires ont refusé cette occasion de fraterniser avant le combat. Nous n’avons pu bien préciser encore le véritable motif de cette réserve. Probablement elle est dans les habitudes anglaises, comme la courtoisie de notre invitation appartient aux moeurs hospitalières de la France".

Es wurde ohne Zeitbegrenzung und -kontrolle gespielt, wobei der Franzose insgesamt mehr Bedenkzeit als sein englischer Gegner verbrauchte. Die Angewohnheit, den Anzug der Partie jeweils mit den weißen Steinen vorzunehmen, war noch nicht zur allgemein gültigen Konvention geworden, so daß der Anzug zwar regelmäßig alternierend wechselte, Saint-Amant aber in der dritten, fünften, siebten, neunten und dreizehnten Partie und Staunton in der zwölften, vierzehnten, und achtzehnten mit den

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