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100. Kreuzschach

Ekkehard Kolbe, Hilden, weist auf eine 1925 in Schachmaty erschienene Studie von Kaminer hin, in der ein Läufer eine Dame beherrscht. Die hübsche und, wie Kolbe meint, auch sehr bekannte Studie endet im wesentlichen Stellungsgleich mit der Löwenfisch-Partie (siehe SZ 62). Kolbe zeigt sich darüber hinaus verwundert, daß ein Spieler wie Romanowsky ein solches Kreuzschach mit bzw. durch einen Bauern übersehen konnte.









 

Studie Kaminer
Schachmaty, 1925

1.Tc2! Weiß droht 2. Tc5 nebst Matt durch Läufer und Bauer, was die Dame also verhindern muß
1...Dxc2
[1...Dd7? 2.Td2 ; 1...Df5 2.Tc4+ Kg5 3.Ld2+ Kf6 4.Tf4 ; 1...Df8 2.Tc4+ Kg5 3.Ld2+ Kf6 4.Tf4+ ; 1...Db8+? 2.Lc7 ]
2.Ld8+ g5 3.La5
droht Le1 und g3
3...De2
[3...Df2 ist um einen Zug kürzer]
4.Lc7
droht Lg3
4...Df2 5.Ld6
Tempozug! Und nun endet es wie bei Löwenfisch
5...Df4+ 6.g3+ Dxg3+ 7.Lxg3# 1-0

101. Simultan

Wolfgang Pieper, Osnabrück, teilt die folgende Simultanpartie des damaligen Ex-Weltmeisters Max Euwe mit. Euwe, der kurz vor der Vollendung seines 78. Lebensjahres stand, hatte es mit 25 guten Vereinsspielern zu tun, schreibt Pieper. Euwe gewann 15 Partien, verlor acht und remisierte zwei Partien.

Dabei ist besonders interessant, daß Euwe gegen ein Qualitsopfer spielen mußte, daß er selbst fast 40 Jahre vorher in einer Wettkampfpartie gegen Bogoljubow in Karlsbad 1941 gegeben hatte. Damals hatte Bogoljubow mit Weiß wie folgt gewonnen:









 

Bogoljubow, E - Euwe, M [C58]
Karlsbad m (3), 1941

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.Sg5 d5 5.exd5 Sa5 6.Lb5+ c6 7.dxc6 bxc6 8.Df3 cxb5 9.Dxa8 Lc5 Bis hierher ist die Partie identisch mit der Simultan-Partie Euwe-Uphoff im Jahre 1979
10.0-0 0-0 11.b4 Lxb4 12.Sc3 Sh5 13.Sf3 Sf4 14.Tb1 Lxc3 15.dxc3 Sxg2 16.Txb5 Sc4 17.Tc5 Sd6 18.Td1 e4 19.Lg5 Dd7 20.Dd5 Se3 21.Se5 Dh3 22.Lxe3 Lg4 23.Dxd6 1-0










 

Euwe, M - Uphoff, E [C58]
Simultan Osnabrueck, 12.05.1979

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.Sg5 d5 5.exd5 Sa5 6.Lb5+ c6 7.dxc6 bxc6 8.Df3 cxb5 Schwarz versucht nun ein Qualitätsopfer, das kurioserweise von Euwe selbst 1941 in der oben gegebenen Partie gegen Bogoljubow versucht wurde
9.Dxa8 Lc5 10.b4 Lxb4 11.a4?
[11.0-0 ]
11...0-0 12.axb5 Db6 13.Df3 Lb7 14.Dg3 h6 15.Sf3 e4 16.Sh4 Ld6 17.Dc3 Sg4! 18.0-0 Lxh2+ 19.Kh1 Dxb5
ein wichtiger Zwischenzug. Der Ex-Weltmeister wird matt
20.Te1 Dh5 21.Lb2 Le5 22.d4 Dxh4+ 23.Kg1 Lh2+ 24.Kh1 Sxf2# 0-1

 

Euwe ist nach Angaben von Uphoff der einzige Weltmeister, der jemals in Osnabrück spielte.

102. Aus dem Antiquariat

Wir haben eine kleine Liste über die uns vorliegenden Dubletten (von Académie des Jeux, Amsterdam 1752 bis Williams, London 1852) alter und älterer Schachbücher erstellt. Diese kann gerne auf diesen Seiten (Doubletten) eingesehen werden.

103. ‘t Zeepaard des Gerard D’Hooghe

Das Problem des Rösselsprunges, bei dem ein Springer ausgehend von einem beliebigen Feld nacheinander sämtliche Felder des Schachbretts einmal (und nur einmal) betritt, ist, wie van der Linde schon bemerkte (Gesch. u. Lit. d. Schachspiels, Berlin 1874, II S. 101 ff.), sehr wahrscheinlich nicht viel weniger alt als das Schachspiel selbst. Zunächst Ausfluß eines im Mittelalter geübten Kunststückes, sämtliche auf einer Hälfte des Schachbrettes aufgestellte Schachfiguren nacheinander mit dem Springer zu schlagen, wurde das Problem Anfang des 18. Jahrhunderts von Rechenmeistern (Guyot: Nouvelles Récréations Physiques et Mathématiques ... , Paris 1775, Tome IV, Huitieme Partie, S. 176 ff.), die sich mit den damals in Europa beliebten ausführlichen Bezifferungen der Glücksspiele beschäftigten, „wiederentdeckt" und schließlich auch zum Gegenstand von Untersuchungen der sich gerade entwickelnden rationalen Wissenschaft, sodaß sich auch der berühmte Mathematiker Leonhard Euler (1707-1783) mit dem Problem beschäftigte.

Wie uns Roger Buysschaert-Sauval aus Belgien mitteilt, hat der Apotheker Gerard D’Hooghe in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts einen elektrischen Automaten konstruiert, der die verschiedenen Arten des Rösselsprunges je nach dem durch den Bediener gewählten Ausgangspunkt demonstriert. Die folgenden Erläuterungen verdanken wir Buysschaert dessen Exposé wir aus dem Französischen sinngemäß übersetzen.

Voraussetzung für die Realisierung eines solchen Apparates war zunächst die Bewältigung der mathematisch-theoretischen Probleme für die, so schreibt Buysschaert, D’Hooghe drei Jahre benötigte und deren Lösungen er in seinem 1962 bei Editions Brepols in Brüssel erschienenen Buch unter dem Titel Les Secrets Du Cavalier. Les Problèmes d’Euler publizierte. Für die sich daran anschließende technische Realisierung des Automaten benötigte der fleißige Apotheker und Schachliebhaber 13 Jahre.

Zur Konstruktion des Apparates, mit der D’Hooghe bereits Ende der vierziger Jahre begann, waren im vorelektronischen (eigentlich vortransistoriellen) Zeitalter die Verarbeitung von etwa 6000 m Kabeldraht und die Applikation von etwa 4000 Lötstellen notwendig gewesen.

Die Maschine, die wir hier zusammen mit ihrem Konstrukteur zeigen und die noch heute funktionsfähig existiert, besteht aus einem großen und einem kleinen Schachbrett und kann im wesentlichen zwei Arten von Funktionen ausführen. Zum Einen kann der Spieler, der einen gegebenen Rösselsprung ausführen möchte, einen mit einem Kabelanschluß versehenen Springer aus Kupfer in Kontakt mit einem Feld auf dem kleinen, unter dem großen Schachbrett befindlichen Brett bringen. Dann leuchtet das Feld des Springerzuges sofort auf dem großen Schachbrett auf und der Spieler kann den dann jeweils weiteren Rösselsprüngen „manuell" folgen. Zum Anderen kann der Apparat jedoch auch den Rösselsprung „automatisch" vollziehen, wobei der Spieler das Ausgangsfeld oder auch das Endfeld des Springers jeweils frei wählen kann. Der Automat findet daraufhin die jeweiligen Rösselsprünge selbsttätig. Neben diesen beiden, „manuellen" und „automatischen" Funktionen kann der Automat aber auch simultan zwei oder vier Springer gleichzeitig zu symmetrischen Rösselsprüngen auf den Weg schicken und über ein Kabel ist darüber hinaus auch eine Fernbedienung des Automaten möglich.

Der Apparat wurde nach seiner Fertigstellung schließlich im Rahmen der internationalen Ausstellung anläßlich der XIV. Schach-Olympiade im Jahre 1960 in Leipzig einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt. In dem von Herbert Grätz erstellten Bildkatalog Schach im Wandel der Zeiten (Leipzig 1960) findet sich der Name D’Hooghe zwar im Leihgeberverzeichnis, einen Hinweis auf den Schachautomaten oder gar eine Abbildung des ‘t Zeepaard genannten Apparates sucht man jedoch vergeblich. Dies ist sicherlich der Grund dafür gewesen, daß die bemerkenswerte Leistung des Gerard D’Hooghe nach Leipzig 1960 weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Grätz, der als Turnierdirektor in Leipzig fungierte, geriet dem Konstrukteur gegenüber jedoch auch aus einem weiteren Grunde in „eine etwas unerfreuliche Situation". Mit Datum vom 19.11.1960 schrieb Grätz an den „Herrn Apotheker D’Hooghe", daß „zu unserer Überraschung ... von unserer Finanzabteilung mitgeteilt" wurde, daß „Sie den Restbetrag von DM 1000.-, der Ihnen entsprechend unserer Vereinbarung zustand, nicht in Anspruch genommen haben". Und: „Durch die Beschränkungen im Devisenverkehr ist eine Auszahlung auf eine andere Art als in DM leider nicht möglich". Jeder, der sich an die Zeiten des Zwangsumtausches bei Grenzübertritt in die ehemalige DDR (es waren jeweils pro Kopf der Einreisenden hohe Tagessätze von in der Regel harter [West-] Währung in die schwache Ost-Mark der DDR umzutauschen) und an die dort herrschende real existierende Mangelwirtschaft erinnern kann, wird sich vorstellen können, was es für D’Hooghe bedeutet haben mag, die ihm zusätzlich für die Ausstellung seiner Maschine zur Verfügung gestellten 1000.- Ost-Mark auch auszugeben. Sicherlich hat er schlicht und einfach keine Ware gefunden, für die er das zwangsumgetauschte Geld hätte verwenden können. Und essen konnte er auch nur bis der Magen voll war ... .

Der Automat ist nach dem Tode von D’Hooghe im Besitz der Witwe verblieben. Er ist, wie uns Roger Buysschaert weiter mitteilt, käuflich zu erwerben. Es ist sicherlich schwierig, den Wert des Automaten, der ohne weiteres einen Platz in einem Museum der Technik finden könnte, in harter Währung anzugeben. Der Witwe schwebt jedoch ein Betrag von etwa 12.000.- bis 13.000.- DM vor, für den sie sich von der Maschine ihres verstorbenen Mannes trennen könnte.

104. Ludwig Erdmann Bledow - 150 Jahre Deutsche Schachzeitung

Die Deutsche Schachzeitung wurde im Juni des Jahres 1996 150 Jahre alt. Abgesehen von einer Pause unmittelbar nach dem II. Weltkrieg in den Jahren 1946 bis 1949 erschien sie ab Juni 1846 zunächst unter dem Titel Schachzeitung dann, ab 1872, unter dem Titel Deutsche Schachzeitung und zeigt auch in unseren Tagen (unter dem Namen Schach) ungebrochene Vitalität. Begründer der Zeitschrift und nach Aussagen der Zeitgenossen unbestreitbar das größte Verdienst bei der Fertigung der ersten drei Hefte hatte dabei der Oberlehrer Ludwig E. Bledow (27.7.1795-6.8.1846).

Wir möchten zur Einstimmung in dieses außergewöhnliche Jubiläum, das zu feiern wir sicherlich demnächst noch ausführlicher Gelegenheit haben werden, eine Partie des alten Meisters bringen, die dieser Anfang 1845 spielte. Wenngleich die Partie heute eher besserem Kreisklassenniveau entsprechen dürfte, glauben wir dennoch, daß sie, und hier insbesondere die Partieanlage Bledows, ein gutes Beispiel dafür bietet, daß die Meister im Zeitalter des sogenannten romantischen Schach, sehr wohl ein positionell mit dem Bestreben zur Anhäufung vieler kleiner Vorteile angelegtes Schach spielen konnten.









 

Bledow, L - Mongrédien [C53]
Berlin, 1845

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.c3 d6 [4...Sf6 ]
5.d4 exd4 6.cxd4 Lb6 7.h3
bis hierher stimmen die Züge genau mit derjenigen überein, welche von Paris und London in der im Jahre 1834 auf diese Weise eröffneten Correspondenzpartie getan worden sind; nun aber weicht Schwarz im 7. Zuge von dem Londoner Spiele ab, wo nicht h7-h6, sondern Sg8-f6 gezogen wurde; vgl. Zweiundfünfzig Correspondenzpartieen von L. Bledow. Berlin 1843, Seite 52
7...h6 8.0-0 Sf6 9.Sc3 0-0 10.Te1 Ld7 11.Lf4 a6
die sehr gedrückte Stellung von Schwarz ist Folge seines vierten Zuges
12.e5 dxe5 13.dxe5 Sh7 14.Ld3 Le6 15.De2 f6 16.Tad1 De8 17.exf6 Txf6 18.Lg3 Sf8 19.Sd5
hiermit wird einmal der Turm zurückgedrängt und dann durch den Abtausch dem Schwarzen ein sehr übler Doppelbauer gemacht
19...Tf7
[auf 19...Lxd5 würde gefolgt sein: 20.Dxe8 Txe8 21.Txe8 Lxf3 22.gxf3 Txf3 23.Kg2+- etc.]
20.Sxb6 cxb6 21.Ld6 Ld7 22.Dc2 Dc8 23.Lc4 Se6 24.La3 b5 25.Txd7 bxc4
mit diesem Zuge ist ein Offizier für Schwarz rettungslos verloren [25...Dxd7 würde besser gewesen sein]
26.Txf7 Kxf7 27.Df5+ Kg8 28.Txe6 b5 29.Dd5
so erobert Weiß auch den zweiten Springer,der zur Rettung der Königin geopfert werden muß 1-0

 

Wir bitten Sie, alle Zuschriften per email zu richten an: Hallo@Ballo.de

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