|
|
100. Kreuzschach Ekkehard Kolbe, Hilden, weist auf eine 1925 in Schachmaty erschienene Studie von Kaminer hin, in der ein Läufer eine Dame beherrscht. Die hübsche und, wie Kolbe meint, auch sehr bekannte Studie endet im wesentlichen Stellungsgleich mit der Löwenfisch-Partie (siehe SZ 62). Kolbe zeigt sich darüber hinaus verwundert, daß ein Spieler wie Romanowsky ein solches Kreuzschach mit bzw. durch einen Bauern übersehen konnte.
101. Simultan Wolfgang Pieper, Osnabrück, teilt die folgende Simultanpartie des damaligen Ex-Weltmeisters Max Euwe mit. Euwe, der kurz vor der Vollendung seines 78. Lebensjahres stand, hatte es mit 25 guten Vereinsspielern zu tun, schreibt Pieper. Euwe gewann 15 Partien, verlor acht und remisierte zwei Partien. Dabei ist besonders interessant, daß Euwe gegen ein Qualitsopfer spielen mußte, daß er selbst fast 40 Jahre vorher in einer Wettkampfpartie gegen Bogoljubow in Karlsbad 1941 gegeben hatte. Damals hatte Bogoljubow mit Weiß wie folgt gewonnen:
Euwe ist nach Angaben von Uphoff der einzige Weltmeister, der jemals in Osnabrück spielte. 102. Aus dem Antiquariat Wir haben eine kleine Liste über die uns vorliegenden Dubletten (von Académie des Jeux, Amsterdam 1752 bis Williams, London 1852) alter und älterer Schachbücher erstellt. Diese kann gerne auf diesen Seiten (Doubletten) eingesehen werden. 103. ‘t Zeepaard des Gerard D’Hooghe Das Problem des Rösselsprunges, bei dem ein Springer ausgehend von einem beliebigen Feld nacheinander sämtliche Felder des Schachbretts einmal (und nur einmal) betritt, ist, wie van der Linde schon bemerkte (Gesch. u. Lit. d. Schachspiels, Berlin 1874, II S. 101 ff.), sehr wahrscheinlich nicht viel weniger alt als das Schachspiel selbst. Zunächst Ausfluß eines im Mittelalter geübten Kunststückes, sämtliche auf einer Hälfte des Schachbrettes aufgestellte Schachfiguren nacheinander mit dem Springer zu schlagen, wurde das Problem Anfang des 18. Jahrhunderts von Rechenmeistern (Guyot: Nouvelles Récréations Physiques et Mathématiques ... , Paris 1775, Tome IV, Huitieme Partie, S. 176 ff.), die sich mit den damals in Europa beliebten ausführlichen Bezifferungen der Glücksspiele beschäftigten, „wiederentdeckt" und schließlich auch zum Gegenstand von Untersuchungen der sich gerade entwickelnden rationalen Wissenschaft, sodaß sich auch der berühmte Mathematiker Leonhard Euler (1707-1783) mit dem Problem beschäftigte. Wie uns Roger Buysschaert-Sauval aus Belgien mitteilt, hat der Apotheker Gerard D’Hooghe in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts einen elektrischen Automaten konstruiert, der die verschiedenen Arten des Rösselsprunges je nach dem durch den Bediener gewählten Ausgangspunkt demonstriert. Die folgenden Erläuterungen verdanken wir Buysschaert dessen Exposé wir aus dem Französischen sinngemäß übersetzen. Voraussetzung für die Realisierung eines solchen Apparates war zunächst die Bewältigung der mathematisch-theoretischen Probleme für die, so schreibt Buysschaert, D’Hooghe drei Jahre benötigte und deren Lösungen er in seinem 1962 bei Editions Brepols in Brüssel erschienenen Buch unter dem Titel Les Secrets Du Cavalier. Les Problèmes d’Euler publizierte. Für die sich daran anschließende technische Realisierung des Automaten benötigte der fleißige Apotheker und Schachliebhaber 13 Jahre. Zur Konstruktion des Apparates, mit der D’Hooghe bereits Ende der vierziger Jahre begann, waren im vorelektronischen (eigentlich vortransistoriellen) Zeitalter die Verarbeitung von etwa 6000 m Kabeldraht und die Applikation von etwa 4000 Lötstellen notwendig gewesen. Die Maschine, die wir hier zusammen mit ihrem Konstrukteur zeigen und die noch heute funktionsfähig existiert, besteht aus einem großen und einem kleinen Schachbrett und kann im wesentlichen zwei Arten von Funktionen ausführen. Zum Einen kann der Spieler, der einen gegebenen Rösselsprung ausführen möchte, einen mit einem Kabelanschluß versehenen Springer aus Kupfer in Kontakt mit einem Feld auf dem kleinen, unter dem großen Schachbrett befindlichen Brett bringen. Dann leuchtet das Feld des Springerzuges sofort auf dem großen Schachbrett auf und der Spieler kann den dann jeweils weiteren Rösselsprüngen „manuell" folgen. Zum Anderen kann der Apparat jedoch auch den Rösselsprung „automatisch" vollziehen, wobei der Spieler das Ausgangsfeld oder auch das Endfeld des Springers jeweils frei wählen kann. Der Automat findet daraufhin die jeweiligen Rösselsprünge selbsttätig. Neben diesen beiden, „manuellen" und „automatischen" Funktionen kann der Automat aber auch simultan zwei oder vier Springer gleichzeitig zu symmetrischen Rösselsprüngen auf den Weg schicken und über ein Kabel ist darüber hinaus auch eine Fernbedienung des Automaten möglich. Der Apparat wurde nach seiner Fertigstellung schließlich im Rahmen der internationalen Ausstellung anläßlich der XIV. Schach-Olympiade im Jahre 1960 in Leipzig einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt. In dem von Herbert Grätz erstellten Bildkatalog Schach im Wandel der Zeiten (Leipzig 1960) findet sich der Name D’Hooghe zwar im Leihgeberverzeichnis, einen Hinweis auf den Schachautomaten oder gar eine Abbildung des ‘t Zeepaard genannten Apparates sucht man jedoch vergeblich. Dies ist sicherlich der Grund dafür gewesen, daß die bemerkenswerte Leistung des Gerard D’Hooghe nach Leipzig 1960 weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Grätz, der als Turnierdirektor in Leipzig fungierte, geriet dem Konstrukteur gegenüber jedoch auch aus einem weiteren Grunde in „eine etwas unerfreuliche Situation". Mit Datum vom 19.11.1960 schrieb Grätz an den „Herrn Apotheker D’Hooghe", daß „zu unserer Überraschung ... von unserer Finanzabteilung mitgeteilt" wurde, daß „Sie den Restbetrag von DM 1000.-, der Ihnen entsprechend unserer Vereinbarung zustand, nicht in Anspruch genommen haben". Und: „Durch die Beschränkungen im Devisenverkehr ist eine Auszahlung auf eine andere Art als in DM leider nicht möglich". Jeder, der sich an die Zeiten des Zwangsumtausches bei Grenzübertritt in die ehemalige DDR (es waren jeweils pro Kopf der Einreisenden hohe Tagessätze von in der Regel harter [West-] Währung in die schwache Ost-Mark der DDR umzutauschen) und an die dort herrschende real existierende Mangelwirtschaft erinnern kann, wird sich vorstellen können, was es für D’Hooghe bedeutet haben mag, die ihm zusätzlich für die Ausstellung seiner Maschine zur Verfügung gestellten 1000.- Ost-Mark auch auszugeben. Sicherlich hat er schlicht und einfach keine Ware gefunden, für die er das zwangsumgetauschte Geld hätte verwenden können. Und essen konnte er auch nur bis der Magen voll war ... . Der Automat ist nach dem Tode von D’Hooghe im Besitz der Witwe verblieben. Er ist, wie uns Roger Buysschaert weiter mitteilt, käuflich zu erwerben. Es ist sicherlich schwierig, den Wert des Automaten, der ohne weiteres einen Platz in einem Museum der Technik finden könnte, in harter Währung anzugeben. Der Witwe schwebt jedoch ein Betrag von etwa 12.000.- bis 13.000.- DM vor, für den sie sich von der Maschine ihres verstorbenen Mannes trennen könnte. 104. Ludwig Erdmann Bledow - 150 Jahre Deutsche Schachzeitung Die Deutsche Schachzeitung wurde im Juni des Jahres 1996 150 Jahre alt. Abgesehen von einer Pause unmittelbar nach dem II. Weltkrieg in den Jahren 1946 bis 1949 erschien sie ab Juni 1846 zunächst unter dem Titel Schachzeitung dann, ab 1872, unter dem Titel Deutsche Schachzeitung und zeigt auch in unseren Tagen (unter dem Namen Schach) ungebrochene Vitalität. Begründer der Zeitschrift und nach Aussagen der Zeitgenossen unbestreitbar das größte Verdienst bei der Fertigung der ersten drei Hefte hatte dabei der Oberlehrer Ludwig E. Bledow (27.7.1795-6.8.1846). Wir möchten zur Einstimmung in dieses außergewöhnliche Jubiläum, das zu feiern wir sicherlich demnächst noch ausführlicher Gelegenheit haben werden, eine Partie des alten Meisters bringen, die dieser Anfang 1845 spielte. Wenngleich die Partie heute eher besserem Kreisklassenniveau entsprechen dürfte, glauben wir dennoch, daß sie, und hier insbesondere die Partieanlage Bledows, ein gutes Beispiel dafür bietet, daß die Meister im Zeitalter des sogenannten romantischen Schach, sehr wohl ein positionell mit dem Bestreben zur Anhäufung vieler kleiner Vorteile angelegtes Schach spielen konnten.
Wir bitten Sie, alle Zuschriften per email zu richten an: Hallo@Ballo.de |