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115. MOPP - Emanuel Lasker

Wir hatten bereits in Schachzettel 26 auf den Maler Max Oppenheimer hingewiesen. In Menschen finden ihren Maler. Text, Bilder und Graphiken von MOPP, Max Oppenheimer, Verlag Oprecht, Zürich 1938, berichtet Oppenheimer über eine Schachpartie zwischen Lasker (und Beratende) und Teichmann (und Beratende), die diese im Schachklub in Zürich gegeneinander spielten. Wir zitieren: „Da - plötzlich - Lasker verliert die Dame gegen Turm und Springer! Sein Gesicht erstarrt, wird steinern, scharf wölbt sich die Hakennase, die Lider schließen sich verkniffen. Der Gegner soll die Falle nicht merken. Keine Linie verschiebt sich mehr in dieser eisernen Maske, nur eine graue Locke wischt über Stirnfurchen, und sachte verglimmt die Zigarre, dünne Rauchschwaden über das Schlachtfeld breitend. - Nahm Teichmann die Dame (wie es seine Ratgeber wollten), verlor er im Endspiel; nahm er sie nicht, hatte aufs neue sein Gegner die Partie in der Hand. - - - Man gab das Spiel remis, da die Uhrenzeiger den nahenden Morgen verkündeten."

Ist diese Partie erhalten geblieben? Kann jemand die Notation angeben? Teichmann starb im Juni 1925.

116. Klaus Junge

Kürzlich rauschten mehrere, im wesentlichen positive Buchbesprechungen über Helmut Riedl, Das Leben und Schaffen von Klaus Junge, Schachfirma Fruth, Unterhaching 1995, durch die bundesrepublikanischen Schachblätter. Wir möchten deshalb keineswegs eine weitere folgen lassen und uns auch nicht an der Debatte über die Gesinnung und Motive des jugendlichen Klaus Junge, dem James Dean der Deutschen Schach-Aficionados (denn sie wissen nicht was sie tun), beteiligen, können aber nicht umhin, auf die dort abgedruckte und bislang nicht beachtete Endspielanalyse von Junge über das Endspiel König und zwei Springer gegen König und Bauer hinzuweisen, die unseres Wissens einen bislang nicht bekannten Beitrag zu diesem Thema darstellt (siehe auch Zettel 17).

117. Tal vs Botwinnik 1960

Einen schachlichen Leckerbissen stellt das von Hanon Russell, Milford, USA, herausgegebene Buch von Tal über seinen Zweikampf mit Botwinnik im Jahre 1960 dar. Die von Tal in diesem Buch (Tal Botvinnik 1960, Match for the World Chess Championship by Mikhail Tal., Russell Enterprises, Milford 1996) gemachten Kommentare und Anmerkungen zu Verlauf und Psychodynamik des Kampfes sind von hoher Qualität, sodaß das Buch unseres Erachtens durchaus mit dem Kronjuwel der Schach- und Turnierbücher, nämlich Bronsteins Buch über Zürich 1953, zu vergleichen ist.

Russell, der die russische Originalausgabe bereits im Jahr 1970 übersetzte, hat das Buch nunmehr in vierter Auflage (1. Aufl. 1970, 2. Aufl. 1972, 3. Aufl. 1976), aber erstmals in algebraischer Notation herausgegeben. Das 213 S. umfassende Buch ist im Klebebindeverfahren hergestellt und in einem klaren, übersichtlichen Layout gehalten. Das verwendete Englisch ist gut und leicht lesbar und hebt sich wohltuend vom Englisch eines Yasser Seirawan in Inside Chess ab. Das Buch kann von der Schachfirma Manuel Fruth in Unterhaching, die das Alleinvertriebsrecht für Deutschland, Österreich und die Schweiz besitzt, bezogen werden.

118. Kreuzschach

Das Thema scheint unerschöpflich (siehe Zettel 62 und 100). Von Robert Schopf, Wiesbaden, stammen die folgenden Hinweise. Die Studie von G. Kordes ist in dem Buch von Bondarenko Das Werden einer Schachstudie, Nr. 235, S. 146: 2. Pr. Rigaer Tageblatt, 1895 verzeichnet.

 









 

Studie Kordes
Rigaer Tageblatt, 1895



1.Lc7 De1+ 2.Kh2 Dxf2 3.Ld6 Df4+!
Falle. Die Dame kann man nicht nehmen.

4.g3+ Dxg3+ 5.Lxg3# 1-0

Außerdem gibt Jan van Reek in Endspielstudie zwischen Theorie und Artistik, Verlag H.-W. Fink, Koblenz 1993, zur Studie Nr. 173 von Kaminer auf S. 73 ff. den Hinweis: Diese Zugzwangstellung ist aus einer Studie Amelungs aus dem Jahre 1830 ?? (1896!) bestens bekannt. Dabei findet sich die Studie von F. Amelung (1896), erschienen im Deutschen Wochenschach, unter der Nr. 540 a auf S. 208 des Buches von Jan van Reek.

 








 

Studie Amelung
Deutsches Wochenschach, 1896



1...Df4+ 2.g3+ Dxg3+ 3.Lxg3# 1-0


119. Harald Falk aus Hamburg

Serge Klarsfeld, Paris, verdanken wir die folgenden Angaben, welche uns über das Schicksal des bedeutenden deutschen Schachbuchsammlers jüdischer Abstammung Harald Falk aus Hamburg (siehe auch Zettel 64 und 80 sowie den zusammenhängenden Artikel über Falk) Auskunft geben.

Harald Falk hatte sich zusammen mit seiner deutschen („arischen") Ehefrau in die von der Wehrmacht zunächst nicht besetzte „Vichy-Zone" Frankreichs begeben und wurde Anfang März 1944 in der rue Alsacienne (oder Lasacrenne) Nr. 6 in Mende (Lozére), Südfrankreich, von der Gestapo gefaßt und nach Montpellier, dem regionalen Zentrum, gebracht. Am 10. März 1944 wurde er nach Drancy in ein von den Behörden errichtetes Sammellager bei Paris transportiert, wo er in Block 9.4 interniert war. 17 Tage später, am 27. März 1944, verließ ein Transport, es war der Konvoi Nr. 70, den nahe gelegenen Bahnhof Paris-Bobigny. In einem der überfüllten Güterwaggons war auch Harald Falk aus Hamburg. Sein Name ist auf der uns in Kopie vorliegenden Original- „Abschubliste" des Beauftragten der Sicherheitspolizei in Frankreich, Referat IV 4 b (das Referat Eichmanns), unter der Nummer 217 aufgeführt. Der Zug erreichte Ausschwitz am 30. März 1944. Von den 1025 (609 männlichen und 416 weiblichen) Personen, wurden etwa 380 Männer für den Arbeitsdienst selektiert und unter den Matrikelnummern 176096 bis 176475, die in der Regel auf die Unterarme tätowiert wurden, registriert. 520 Menschen wurden sofort vergast. Von diesem Transport gab es im Jahre 1945 noch 152 Überlebende, davon 73 Frauen (Serge Klarsfeld, Le Calendrier de la Persécution des Juifs en France 1940-1944, Paris 1993). Harald Falk, geb. am 27.7.1905 in Hamburg, war nicht darunter.

120. Ein Lied der Vernunft in Wien

Schach: Die Welt in 64 Feldern hieß eine vom 2. Mai bis 30. Juni im Jüdischen Museum in Wien (Direktor: Julius Schoeps) von Dr. Ernst Strouhal und Mitarbeitern veranstaltete Ausstellung zur Geschichte des Schachspiels. Sinn des Projektes von Strouhal war es, über die Ausstellung möglichst viele Menschen anzusprechen, die ansonsten kein Museum (und schon gar kein jüdisches Museum) besuchen. Die Ausstellung wurde am 2. Mai mit einem Simultanmatch der Schachweltmeisterin Zsuzsa Polgar gegen 20 Gegner begonnen. Danach wurde im Erdgeschoß ein Großmeisterturnier ausgetragen, das von GM Gad Rechlis Israel mit 7,5 Punkten vor GM Alexander Chernin 6,5 Pkte. gewonnen wurde. In den Ausstellungsräumen im ersten Stock des Gebäudes waren in Glasvitrinen alte Schachspiele aus Elfenbein und Porzellan zu sehen. Dabei führten die aus aller Welt stammenden Schachspiele in 48 verschiedenen Positionen die Partie Rubinstein vs Grünfeld, Karlsbad 1929 vor.

Neben einem täglichen Filmfestival („Schach im Film") und der Präsentation des österreichischen Computerprogramms „Nimzo" war vor allem die Schachwerkstatt für Kinder ein wesentlicher Bestandteil der Veranstaltungen. Täglich besuchte - betreut von vier Museumspädagoginnen - eine Schulklasse die Ausstellung. Die Kinder produzierten aus Ton Schachspiele, diese wurden fotografiert und Teil der Ausstellung.

Relevant für Kunst- und Spielhistoriker war schließlich der interdisziplinäre Workshop des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften Wien (IFK) vom 3.-4. Mai. Zum Thema „Kunst, Schach und Wissenschaft" referierten und diskutierten unter anderem Jurij Averbach (Moskau), Harald Balló (Offenbach/Main), Ricardo Calvo (Madrid), Nathan Divinsky (Vancouver), Michael Ehn (Wien), Barbara und Hans Holländer (Aachen), Isaak Linder (Moskau), Jean Mennerat (Paris), Joachim Petzold (Berlin), Helmut Pfleger (München), Wolfram Runkel (Hamburg), Lothar Schmid (Bamberg), Ernst Strouhal (Wien) und Ken Whyld (Leicester).

Zur Ausstellung erschien im Springer Verlag Wien New York das Buch von Ernst Strouhal: Acht mal Acht. Zur Kunst des Schachspiels. Das großformatige, 480 Seiten mit rund 300 Abb., 32 Farbtafeln und 150 Schachpartien mit 450 Diagrammen umfassende Buch (ISBN 3-211-82775-7) war 1996 für ca. DM 130.- in einer Hardcover-Version zu erwerben. Inzwischen ist es mit einem anderen Einband z.B. beim Beyer-Verlag, Hollfeld, für DM 29.80 zu kaufen.

Die Ausstellung und sämtliche Rahmenveranstaltungen werden mit einer Kunst-Schachtel für Sammler von der Hochschule für angewandte Kunst in Wien dokumentiert. Die Schachtel erscheint im Oktober 1996 in einer limitierten Auflage von 64 Stück. Jede Schachtel ist individuell gestaltet und enthält: Computeranimation auf Video von Axel Stockburger, Diskette mit den Vorträgen des IFK-Workshops, Audiocassette der zweistündigen ORF-Sendung zum Thema Schach vom 11.5.1996, handgefertigtes Turnierbuch des Großmeisterturniers, Ausstellungsplakat, Schachfotos und Schach-Chemografien von Lisl Ponger und Marcelo Wiegele-Slama, eine Schachfigur vom Turnier (beschriftet, datiert und mit Partienummer und Namen der Spieler/innen versehen).

Die Kunstschachtel „Ein Lied der Vernunft" kann bestellt werden bei: Hochschule für angewandte Kunst (Lehrkanzel für Philosophie, Monika Kaczek), Oskar-Kokoschka-Platz 2, 1010 Wien (Fax.: 00431/71133-222). Der Subskriptionspreis des Sammlerstückes beträgt ÖS 2800.-/DM 400.-/$ 280.- zuzügl. Versand (gültig bis 30. 9. 1996), dabei ist die Box auch mit dem Ausstellungskatalog zusammen (in einer Paperback-Version) im „Doppelpack" für DM 485.-/ÖS 3400.-/$340.- zu haben.

121. Peter Heinrich Holthaus und Greco

Zu Schachzettel 106 kann Manfred Mittelbach, Hamburg, das von Holthaus zitierte Buch angeben. Es handelt sich bei dem gesuchten Buch um Das Schachspiel. Ein Bild des menschlichen Lebens in dreyssig philosophischen Skizzen, Dessau 1784 wobei Mittelbach als Verfasser des Büchleins einen Sardenheim angibt.

Tim Hagemann, Tübingen, verdanken wir die Mitteilung, daß die in Zettel 106 abgedruckte Partie nicht von Holthaus, sondern von Greco stammt und sich in Hirschels Sammlung (Breslau 1784) auf Seite 31 (elftes Spiel) findet. Der wackere Schulmeister hat also nicht nur Philidor sondern auch den Greco zumindest in Hirschels Übersetzung gekannt.

Wir bitten Sie, alle Zuschriften per email zu richten an: Hallo@Ballo.de

 

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