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152. Die Schachfiguren der Insel Lewis

Die berühmten Lewis-Schachfiguren sind 1995 im British Museum in London sowie in der Folgezeit auch im Royal Museum of Scotland, Edinburgh, einem breiteren Publikum vorgestellt worden. Ein Teil der Figuren ist ab Sommer 1995 erstmals seit ihrer Entdeckung regelmäßig auch im neu erstellten Museum von Stornoway auf der Insel Lewis ausgestellt.

Zur Geschichte: Die Schachfiguren waren Ende März des Jahres 1831 auf der Insel Lewis (Einw. 21.000), einer aus den Teilen Lewis und Harris bestehenden Doppelinsel im Nordwesten Schottlands, deren Verwaltungshauptstadt und größter Hafen Stornoway ist, entdeckt worden. Es ist nicht ganz klar, wieviele Figuren von wieviel verschiedenen Spielsätzen insgesamt gefunden wurden, doch sind aus vier Spielsätzen mindestens 78 der wahrscheinlich um 1150 in Skandinavien in Handarbeit hergestellten Figuren bekannt. Ein Kaufmann aus Stornoway namens Roderick Ryrie brachte die Figuren nach Edinburgh, wo sie von dem Händler T. A. Forrest für 30.- £ gekauft wurden. Noch im Sommer desselben Jahres 1831 gingen zehn Spielsteine an Charles Kirkpatrick Sharpe und Ende des Jahres 1831 kaufte das British Museum 67 der Figuren für 84.- £. Sharpe muß es irgendwann zwischen 1831 und 1851 gelungen sein, noch eine weitere Figur, und zwar einen Läufer, direkt von der Insel Lewis zu kaufen, denn nach seinem Tode fanden sich elf Figuren in seinem Besitz. Dieser kleine Teil der Figuren wurde von Lord Londesborough erworben, der sie schließlich 1888 an das Museum von Edinburgh weiterverkaufte.

 

Photo: National Museums of Scotland

Alle diejenigen, die seinerzeit nicht in London oder Edinburgh anwesend sein konnten, können nun auch eine CD-ROM erwerben, die die Geschichte der Figuren in vorbildlicher und multimedialer Weise darstellt. Die CD erlaubt es unter anderem, die Figuren auf Mausklick zu drehen und diese so von allen Seiten zu betrachten. Ein wahlweise in englisch oder gälisch einsehbarer und auf Mausklick auch zu hörender, gesprochener Text erklärt das Abgebildete. Die hier gebrachte Abbildung zeigt die Figur eines Wächters (Turm), der voller Angst und Entsetzen in seinen Schutzschild beißt. Sie befindet sich im Royal Museum of Scotland in Edinburgh. Die CD ist unter dem Titel The Lewis Chess Pieces für 13.99 £ plus Versandkosten bei Mrs. Helen Kemp, Publications, National Museums of Scotland, Chambers Street, Edinburgh EH1 1JE zu erhalten.

153. Encarta 1997

Eine weitere, wie wir meinen sehr nützliche CD, hat Microsoft unter dem Titel Encarta 97 herausgegeben. Es handelt sich um eine deutsche Übersetzung der bekannten Multimedia-Enzyklopädie. Für etwa 190.- DM wird das derzeit Beste auf dem Markt geboten. Der schachliche Anteil vermittelt jedoch gerade mal ein äußerst dürftiges Basiswissen und entspricht keineswegs dem Niveau der übrigen (nicht-schachlichen) Titel der Enzyklopädie. Wir finden zum Beispiel den folgenden das Schach betreffenden Text: „Bauern dürfen aber (nach Erreichen der achten Reihe, Anm. H.E.B.) nur in Figuren umgewandelt werden, die bereits geschlagen wurden". Eine Liste der Schach-Weltmeister beginnt in dem arbiträr gewählten Jahr 1859 (unseres Erachtens wäre 1843, das Jahr in dem St. Amant in Paris gegen Staunton spielte, ein etwas geeigneterer, wenngleich ebenfalls zu diskutierender Startpunkt) und weist Adolph Anderssen als ersten inoffiziellen Weltmeister (1859-1866) aus. Es werden weder Staunton, St. Amant noch Morphy erwähnt. Steinitz ist Österreicher und Aljochin (sic!) spielt unter französischer Flagge (Aljechin nahm 1927 die französische Staatsbürgerschaft an). Laskers erstmals 1896 in Englisch erschienene Buch Common sense in Chess wird kurzerhand in Vernünftiges Schach (statt Gesunder Menschenverstand im Schach) übersetzt. Karpow und Kasparow werden korrekt als seit 1993 von der FIDE bzw. PCA anerkannte Weltmeister geführt.

Bei einer Neuauflage der deutschsprachigen Encarta sollte von den Machern der CD ein wenig mehr schachhistorischer Sachverstand abgerufen werden.

154. Autografen

Hanon Russell, USA, hat einen kleinen Katalog erstellt und drucken lassen, in dem er einige außerordentlich seltene Autografen von Schachspielern zum Verkauf anbietet. Der 21,5 x 13,6 cm große, 28 Seiten (mit Umschlagseiten) umfassende Katalog enthält 78 Nummern und kostet 3.50 $.

Neben einem achtseitigen auf vier Blättern erhaltenen Brief von Aljechin (1892-1946) an Norbert Lederer vom 21. Februar 1924 (Verkaufspreis 950.- $) bietet Russell auch einen Brief von Henry Bird (1830-1908) an Thomas Frere (450.- $) vom 23. Mai 1889 an. Außerordentliche Raritäten stellen sicherlich auch Briefe und Partieformulare von Bronstein, Capablanca, Arpad Elo, Euwe, Botwinnik, Fischer, Fine, von der Lasa, Frank Marshall, Paul Morphy, Spielmann, Vidmar, Tschigorin und vielen anderen dar. Eine signierte Postkarte mit den Unterschriften fast aller teilnehmenden Spieler (Nimzowitsch, Mattison, Menchik, Johner, Grünfeld, Marshall, Bogoljubow u.a.) am internationalen Turnier von Karlsbad 1929 (1250.- $) gehört ebenso zum erlesenen Angebot wie ein vierseitiger Brief von Emanuel Lasker (1868-1941) an Walter Penn Shipley vom 29. November 1909 (1250.- $).

Die Preise sind sicherlich sehr kräftig. Wir können aber im Hinblick auf die außergewöhnliche Seltenheit der Autografen, die sämtlich Unikate darstellen, keineswegs von überhöhten Preisen sprechen. Interessenten wenden sich an Hanon Russell, PO Box 30, Milford, CT 06460 USA oder sehen den Katalog auf der Web-Seite von Russell (http://www.chesscafe.com) direkt ein.

155. Simultan Aljechin

Manuel Fruth, Unterhaching, übermittelt uns eine Simultan-Partie des Weltmeisters Alexander Aljechin gegen den seinerzeit auf Studienurlaub in der Heimat sich befindenden Unteroffizier Erich Ernst.









 

Aljechin, A - Ernst, E [B32]
Simultan Karlsruhe, 06.02.1942

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 e5 5.Sb5 Lc5 6.Sd6+ Lxd6 7.Dxd6 De7 8.Dxe7+ Sgxe7 9.Sc3 Sd4 10.Ld3 h6 11.Le3 0-0 12.0-0 a6 13.f4 d6 14.f5 f6 15.Lc4+ Kh8 16.Tf2 b5 17.Ld5 Tb8 18.a3 b4 19.axb4 Txb4 20.b3 Sxd5 21.Sxd5 Tb5 22.b4 Sxf5 Schwarz hofft, die Qualität oder einen Bauern zu gewinnen
23.Txf5 Lxf5 24.c4!
Schwarz muß die Qualität wieder zurückgeben
24...Txd5 25.exd5 Tb8
Schwarz hat im Hinblick auf die ungleichfarbigen Läufer und den Mehrbauern gute Remischancen
26.c5 dxc5
Der Weltmeister erhält jetzt verbundene Freibauern und gewinnt [26...Ld3 27.c6 Lb5 hätte vielleicht zum Remis gereicht]
27.bxc5 Td8 28.d6 Ld3 29.Ld2 Tc8 30.d7 1-0

Über die weiteren Umstände des Simultankampfes von Aljechin in Karlsruhe ist nichts bekannt. Eine erste oberflächliche Durchsicht der entsprechenden Jahrgänge der Deutschen Schachblätter und Deutschen Schachzeitung brachte keine neuen Erkenntnisse. Anläßlich einer Simultanveranstaltung am 3.2.1942 im Schachklub Pforzheim erzielte Aljechin von 31 gespielten Partien ein Ergebnis von +18, =9, -4. Wer kann weitere Angaben machen?

Wir bitten Sie, alle Zuschriften per email zu richten an: Hallo@Ballo.de

 

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