|
|
31. Adolf Anderssen Bob Meadley, Australien, verdanken wir die folgenden Ausführungen. Über das Weihnachts-Match von Adolf Anderssen mit Paul Morphy im Jahre 1858 ist viel geschrieben worden. Anderssen war ein fairer Sportsmann und suchte auch nach seiner Niederlage gegen Morphy keine Entschuldigung in den äußeren Bedingungen. In einem Brief an von der Lasa schrieb er, daß er nicht durch Zuschauer behindert worden sei, obwohl ein kahlköpfiger Italiener sehr ungeduldig geworden war, als Anderssen einmal länger über einen Zug nachdachte. War Anderssen außer Form, fragt Bob Meadley? Anderssen deutete es zwar indirekt an, thematisierte dies aber später nicht. Max Lange tat dies jedoch in seinem Buch über Paul Morphy, und es spricht vieles dafür, daß Lange mit seiner Ansicht richtig lag. So listet Gaige in Chess Tournaments A Checklist im Jahre 1985 11 Turniere zwischen 1849 und 1860 auf. Wenn man von dem von A. gewonnenen 1851er Turnier einmal absieht, fanden von 1852 bis zum Match 1858 nur sechs Turniere statt, in denen der Meister hätte spielen können. Diese Turniere waren Berlin 1853 (Sieger Dufresne), London 1855 (Sieger Zytogorski), London 1856 (Sieger Falkbeer), Manchester 1857 (Sieger Löwenthal, der dabei Anderssen ausschaltete). Die Niederlage gegen Löwenthal mußte für Anderssen keine Schande bedeuten, zumal Löwenthal in jener Zeit sehr gut in Form war und auf weltmeisterlichem Niveau gespielt haben dürfte. Wenn Anderssen, möglicherweise auch aufgrund seiner Verpflichtungen als Lehrer am Gymnasium in Breslau, nicht zu diesen Turnieren reisen konnte oder wollte, so hatte er kaum Gelegenheit zum praktischen Spiel und zur Übung gehabt, denn auch kleinere lokale Turniere fanden in seiner Nähe nicht statt. Wir wissen, daß Anderssen bis Ende 1856 gemeinsam mit Kossak, ab 1857 mit Dufresne und schließlich ab 1858 gemeinsam mit Max Lange Mit-Herausgeber der Deutschen Schachzeitung war. Dies hätte ein gewisses Training sein können. Doch Löwenthal meint, daß die Herausgeberschaft Anderssens mehr formaler Natur gewesen sei und Anderssen in Breslau viel zu tun hatte. Löwenthal schreibt in seiner Schach-Spalte in der Era vom 21. Dezember 1856, daß Anderssen in Breslau keinen gleichwertigen Gegner zum Spiel habe und daß die Herren Hillel und Eicharne die nach Anderssen stärksten Schachspieler in Breslau seien. Auch in einer weiteren Nachricht in der Era vom 6. September 1857 berichtet Löwenthal, daß Anderssen infolge seiner beruflichen Pflichten als Mathematik-Lehrer am Schachspiel gehindert gewesen sei und daß selbst ein solch hervorragender Schachspieler wie Anderssen mangelnde Praxis nicht leicht ausgleichen könne. War Anderssen außer Form, als er Weihnachten 1858 in Paris gegen Morphy antrat? Bob Meadley fragt, ob hierzu die Deutsche Schachzeitung sowie lokale Zeitungen jener Jahre weitere Aufschlüsse geben können. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auch auf das Buch von Reinfeld, Fred: The Human Side of Chess. Faber and Faber, London 1953, in dem manch lucide Gedanken zu den Fakten dargelegt werden. 32. Lasker - Schlechter 1910 Dr. Hans Ellinger, Tübingen, teilt uns mit, daß in den von ihm herausgegebenen Tübinger Beiträgen zum Thema Schach als Band 2 der Reihe, der Kampf zwischen Dr. Emanuel Lasker und Carl Schlechter dargestellt wird. Autor ist Tim Hagemann. Einige Schach-Historiker zweifeln an, daß der Kampf zwischen den beiden deutschsprachigen Meistern, der 1910 hälftig in Wien und Berlin ausgetragen wurde, ein regulärer Weltmeisterschafts-Kampf war. Zweifel bestehen insbesondere darüber, ob Schlechter einen Zwei-Punkte Vorsprung benötigte, um den WM-Titel für sich reklamieren zu können. Möglicherweise spielte Schlechter deshalb die letzte, zehnte Partie des Wettkampfes so riskant auf Gewinn, meinen einige Schach-Historiker, weil er gemäß den vereinbarten (möglicherweise geheimen) Bedingungen unbedingt einen Zwei-Punkte Vorsprung zum WM-Titel benötigte. Tatsächlich erscheint es befremdlich und darüber ist bereits viel geschrieben worden, warum Schlechter in der alles entscheidenden, zehnten Partie des Wettkampfes in besserer Stellung die Qualität für den vagen Angriff opferte und dies scheinbar ganz wider seine sonstige eher solide und vorsichtige Spielanlage. E. A. Apps brachte als Antwort auf diese von Ken Whyld in Chess, Sept. 1976, S. 380 publizierte Meinung eine ausführliche Würdigung mit Darstellung der Quellenlage (Lasker v Schlechter. Conditions of the Lasker v Schlechter 1910 Match. E.A. Apps replies to Ken Whyld’s criticism in CHESS Sept. 1976 issue. Chess, Sutton Coldfield s.a.). Apps meint, daß Schlechter Weltmeister gewesen wäre, hätte er die letzte Partie des Kampfes Remis gespielt und damit den Kampf 5,5 zu 4,5 gewonnen. Siehe dazu auch das Buch des im Juni 1992 verstorbenen Warren Goldman: Carl Schlechter! Life and Times of the Austrian Chess Wizard. Caissa Editions, Yorklyn 1994. Die Diskussion über die wahren Bedingungen des Lasker - Schlechter Kampfes war zunächst für das deutsche Publikum weitgehend unbemerkt hauptsächlich in englischsprachigen Publikationen erfolgt. Großmeister Dr. Robert Hübner nahm sich des Themas in einer Artikelserie an, welche in der Deutschen Schachzeitung Schach, Berlin, erschien. Zwar dürfte nach zwei Weltkriegen kaum noch Primär-Material über den WM-Kampf in deutschen Schach-Archiven auffindbar sein und auch Zeitzeugen wie Mieses, Post, Berger, Marco u. a. (Post war der Hauptschiedsrichter des Kampfes, Berger der Schatzmeister) sind längst verstorben. Dennoch haben wir den zweiten Band der Tübinger Beiträge zum Thema Schach von Hans Ellinger gerne gelesen. 33. Howard Staunton In SZ 7 haben wir dargelegt, daß der englische Schach-Meister Howard Staunton von einigen Zeitgenossen überschätzt wird. Tatsächlich konnte Staunton bereits kurze Zeit nach seinem Kampf gegen den Franzosen Saint-Amant nicht mehr gegen die starken Meister der damaligen Zeit bestehen und scheute denn auch konsequent die ernsthafte Auseinandersetzung am Brett. Hinreichend bekannt ist, wie er einem Rückkampf mit Anderssen und einem Kampf mit Morphy auswich. Das Ausmaß der Überlegenheit Anderssens kann von Stauntons Niederlage im Turnier zu London 1851 gleich zu Beginn seiner Auseinandersetzung mit Anderssen abgeschätzt werden.
Erst in neuerer Zeit erinnern sich einige englische Schachpublizisten erneut des Howard Staunton (Raymond Keene: Staunton Remembered in: Chess. October 1994, S. 32). Dabei figuriert Staunton noch nicht einmal unter den 64 stärksten Spielern der Geschichte, welche Nathan Divinsky zu seinen Berechnungen in Warriors of the Mind. Hardinge Simpole, Brighton 1989 (Mitherausgeber eben derselbe Raymond Keene!) heranzog. 34. Der Maschinenmensch Eine bibliografische Notiz: Bruno Wille: Der Maschinenmensch und seine Erlösung. Johannes Baum Verlag, Pfullingen s.a. (1930). Ein Kapitel lautet Der Schachautomat der Konkurrenz, ein anderes Kapitel ist mit Wie der Maschinenmensch Schach spielt überschrieben. 35. Georg Klaus Zu SZ 25 teilt uns der langjährige Herausgeber der Deutschen Schachzeitung Rudolf Teschner, Berlin, die folgende eigene Partie gegen Georg Klaus mit.
Teschner schreibt weiter, daß die Eröffnung von dem jungen Hamburger Klaus Junge eingeführt und häufig gespielt worden sei. In neuerer Zeit haben Schachspieler wie Botwinnik, Kasparow, Kramnik und Schirow die Variante analysiert. Teschner und Rudolf Reinhardt, Berlin, geben darüber hinaus an, daß sowohl in der DSZ, Januar 1944, als auch in den DSBl, 1942, Partien von Klaus zu finden sind. Kann jemand mitteilen, wie lange Klaus für den Schachverband der DDR tätig war und wann er verstarb? Wir bitten Sie, alle Zuschriften per email zu richten an: Hallo@Ballo.de |