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36. Restaurant L’Echiquier

In Paris findet der aufmerksame Besucher auch in Sachen Schach mannigfaltige Anregungen. Eine Entdeckung und unbedingt einen Abstecher wert ist das Restaurant L’Echiquier, auf das uns wiederum unser Freund Dr. Jean Mennerat, Frankreich, aufmerksam machte. In der rue Saint-Georges Nr. 48 kann man inmitten diskret angebrachter Schachgemälde und anhand einer schachlich gestalteten Speisekarte wie Gott in Frankreich essen. Die Gastgeberin Madame Blanche kümmert sich liebevoll um das Wohl der Gäste. Im Falle eines geplanten Besuches empfiehlt sich eine Tischreservation: Restaurant L’Echiquier. 48, rue Saint-Georges, 75009 Paris. Tel.: 48 78 46 09.

37. Schach in der Trivialliteratur

Für unsere Bibliographen (siehe SZ 12) weist Hauke Reddmann, Hamburg, auf das Wondergirl Sonderheft 5, Ehapa Verlag 1976 hin. Hauke Reddmann ist Redakteur der lokalen Hamburger Schach-Postille Inselschach.

38. Kreuzschach

Hauke Reddmann, der Kurt Cobain aller Kreuzschach-Freunde, teilt uns auch die folgende Komposition konsekutiver Kreuzschachs mit.










Reddmann, Hauke - Konsekutive Kreuzschachs
aus: Feenschach 101, November 1991, S. 168

1...e1T+ 2.Kb4+ Sc5+ 3.Sb5+ Ld7+ 4.g4+ Te4+ 5.Scd4+ Sb7+ 6.Sd6+ c5+

39. Margarete von Navarra

Wie H.-W. Fink, Koblenz, berichtet, besteht zwischen der schachspielenden Margarete von Navarra und François Rabelais (SZ 13) eine innere Beziehung. François Rabelais, der in Fortführung einer Idee Colonnas (Hypnerotomachia; erste französische Ausgabe bei Jaques Kerver, Paris 1546) eine Beschreibung eines Schachturniers mit lebenden Figuren liefert, und dessen Werk als eines der frühesten Zeugnisse der reformierten Spielregeln gilt, widmet eingangs des 3. Buches des Gesamtromans der Margarete von Navarra ein Gedicht. In einer auf Ferdinand Adolf Gelbcke (1880) fußenden Übersetzung von Horst und Edith Heintze (Heintze, H. und E. (Hrsg.): François Rabelais: Gargantua und Pantagruel. Insel Verlag, Frankfurt 1974 [zweibändig], 1994 [einbändig]) lautet der Text:

François Rabelais an den Geist der Königin von Navarra // Tiefsinniger, entrückter, hoher Geist, / der in des Ursprungs Himmelskreisen thront, / indes dein Wirt und Wohnsitz bleibt verwaist, / des Leibes Lieblichkeit, der, treu gewohnt / fortwandernd, allen deinen Wünschen front, / empfindungslos und gleichsam wie von Sinnen: / kannst du nicht einen Augenblick entrinnen / aus deinen überirdisch ewgen Sphären, / da mit dem dritten Teil ich will beginnen / von des Pantagruel vergnügten Mären?

Die Abbildung zeigt Margarete von Navarra als zwölfjähriges Mädchen (aus Black, C. et al.: Atlas of the Renaissance. Cassell Villiers House, London 1993, S. 105).

40. Weißes Eckfeld

In SZ 13 haben wir gefragt, ab wann es üblich wurde dem rechten Eckfeld des Schachbrettes die weiße Farbe zuzuordnen.

Zunächst ist festzustellen, daß die Unterteilung des Brettes in Felder zweier unterschiedlicher Farben keine notwendige Bedingung für das Spiel darstellt und es im frühen Mittelalter insbesondere in den nordafrikanischen, arabisch beherrschten Ländern üblich war, auf Brettern mit gleicher Felderfarbe zu spielen. Möglicherweise könnte dies unter anderem auch deshalb günstig gewesen sein, da die nomadisierenden Berber und auch die Araber auf rasch in den Wüstensand gezeichneten Schachbrettern mit Figuren spielten, die versehen mit einem langen spitzen Ende, in den Sandboden gesteckt werden konnten. Im Zuge der Europäisierung des Spieles wurde eine Zweiteilung der Felderfarben üblich.

In einem Beitrag von der Lasa’s (Bemerkungen über das mittelalterliche Schachspiel, in: Bächtold, J. und Vetter,F. [Hrsg]: Bibliothek älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz. Ergänzungsband: Das Schachzabelbuch Kunrats von Ammenhausen. J. Huber, Frauenfeld 1892, S. 806) vertritt dieser die Ansicht, daß bereits in den frühen mittelalterlichen Schachzabelbüchern des Jakobus’ de Cessolis und des Kunrats von Ammenhausen um 1337 das rechte Eckfeld von weißer Farbe gewesen sei. Und auch van der Linde (Geschichte und Litteratur des Schachspiels. I. Band., Julius Springer, Berlin 1874, S. 285) verweist auf einen Codex vom Anfang des 14. Jahrhunderts, in dem unsere heutige Aufstellung der Figuren und des Brettes dargestellt ist.

41. Das menschliche Element

„Wann immer ich in den vergangenen zehn Jahren das Feld der Periodika überblickte, die in irgendeiner Weise dem Schach gewidmet waren, hatte ich konstant den Eindruck, daß da wenigstens noch für eine monatliche Schach-Zeitung Platz war. Eine komplette und explizite Angabe der Gründe, die mich zu dieser Schlußfolgerung kommen ließen, würde notwendigerweise einige anscheinend unvorteilhafte Aussagen über derzeit noch existierende Schach-Publikationen beinhalten. Vor dieser unangenehmen Notwendigkeit würde ich mich ziemlich gerne drücken, wenn ich könnte; aber um mir selbst gerecht zu werden bin ich gezwungen, meine Meinung in Übereinstimmung mit meinem bescheidenen Urteil ohne Furcht vor irgendwelchen Konsequenzen auszusprechen.

Mit sehr wenigen Ausnahmen haben die derzeit existierenden Schach-Periodika - und was für diese wahr ist, ist ebenfalls wahr für die, die „waren, aber nicht mehr sind" - einen hauptsächlichen Mangel, der leicht von Jedem entdeckt werden kann, der der Angelegenheit einige Gedanken gewidmet hat, und der ist die Abwesenheit des menschlichen Elements. Um es klar zu sagen: Es ist wahr, daß die Publikation guter Partien, mit ausführlichen Anmerkungen sowie eine Anzahl von Schach-Problemen, ein wichtiges Merkmal von Schach-Zeitungen ist; und ohne diese würde eine Schach-Zeitung wie „Hamlet" ohne Hamlet sein. Aber wenn ein Schach-Magazin neben Partien und Problemen nichts anderes publiziert, dann macht es einen fast so schweren Fehler, als „Hamlet" nur mit Hamlet und dem Geist als den dramatischen Personen aufzuführen. Wenn ich wiederum die existierenden Schach-Publikationen überblicke und sehe, daß Nachrichten und Notizen von Schach-Ereignissen alle im Stil von Hochzeits- und Todesanzeigen der Tageszeitungen geschrieben sind, und wenn ich sehe, daß nicht einmal ein Schimmer von Intelligenz oder Humor die dunklen Seiten eines Buches erhellen, das doch zur Freude von Menschen gemacht sein sollte, dann wundere ich mich nicht über die Apathie, die zu allen Zeiten die Schach-Spieler ergriffen hat, wenn es um die Unterstützung eines Schach-Periodikum ging. Und genau hier möchte ich hinzufügen, daß welche Fehler die große Masse derzeit existierender Schach-Periodika vom künstlerischen und literarischen Standpunkt aus gesehen auch immer haben mögen, daß diese Fehler nicht irgendeinem Mangel an gutem Geschmack, oder Talent oder mangelnder Fähigkeit der Redakteure und Herausgeber zuzuschreiben sind, sondern mehr ihrem Mangel an Wissen über das, was die schachspielende Öffentlichkeit wirklich wünscht und was sie wirklich unterstützen wird." (Übersetzung aus dem Englischen H.E.B.)

Diese Zeilen schrieb Emanuel Lasker im Jahre 1904 im November-Heft seines Lasker’s Chess Magazine !

Die Zeilen Laskers haben unseres Erachtens nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Gibt es Meinungen hierzu?

42. Geschichte der Spiele

Ein Werk monumentalen Ausmaßes, das wir jedem Interessierten auf das wärmste empfehlen, ist in Paris erschienen. Jean-Marie Lhote: Histoire des Jeux de Société, Géométries du Désir, Flammarion, Paris 1994, (ISBN 2-08-010929-4), 672 S., 27,9 x 24,6 cm, Ln. m. SU im Schuber. Der Preis betrug bis zum 31.1.1995 650.- FF (etwa 190.- DM) und wer es in Paris bei Gibert Jeune kaufte, erhielt noch zusätzlich 5% Rabatt auf diesen Kaufpreis (ein Schnäppchen). Ab Februar 1995 kostet das Werk 795.- FF.

Das Buch besticht durch Exaktheit im Detail. So weit wir überblicken, zeugen die umfangreichen, das Schachspiel betreffenden Stellen von profunder Kenntnis der Materie und der bibliografische Anhang beweist hinsichtlich seiner Prioritätensetzung ebenfalls die Kennerschaft. Auch eine für ein solch umfangreiches Werk ungewöhnliche Aktualität ist gegeben. So ist der bei einer Auktion in Paris im Juni 1991 erzielte Kaufpreis des zweibändigen bei Hiersemann in Leipzig 1913 aufgelegten, photomechanischen Nachdrucks des Schachbuches von König Alfonso dem Weisen aus dem Jahre 1283, den wir erstehen konnten, korrekt mit 4800.- FF angegeben.

43. Schach in harten Zeiten - Klaus

Zu SZ 25 und 35 weisen Reinhart Fuchs, Rudolf Reinhardt und Rudolf Teschner, alle Berlin, auf das Turnier in Krynica 1943 hin. Von Reinhart Fuchs, Berlin, dem Meister der DDR 1953, stammt auch der Hinweis, daß Klaus im Jahre 1953 in einem Länderkampf DDR-Bulgarien gegen den späteren IM (Internationaler Meister) Atanas Kolarow remisierte. Im Turnier in Krynica gewann Prof. Dr. Klaus die folgende Partie gegen Bogoljubow. Brinckmann schrieb damals in der Deutschen Schachzeitung: "Der Soldat Klaus litt ersichtlich unter den Folgen seiner schweren Verwundung und war in seinen Leistungen dadurch stark beeinträchtigt. Er kam nur allmählich in Form und vollbrachte erst in der letzten Runde seine größte Tat, indem er Bogoljubow dessen einzige Niederlage zufügte und ihn dadurch vom ersten Platz vordrängte (sic!). Klaus gewann auch das in einem Lazarett durchgeführte Blitzturnier, das alle Teilnehmer zu einer Wiederholung des Meisterturniers mit umgekehrten Farben vereinigte."











 

Bogoljubow, Efim - Klaus, Georg [B73]
Krynica, 1943
Sizilianisch



1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 d6 6.Le2 g6 7.Le3 Lg7 8.0-0 0-0 9.h3 d5! 10.exd5 Sb4 11.d6! Dxd6 12.Scb5 Dd8 13.c4! a6 14.Da4 Sc6 15.Sxc6 bxc6 16.Sd4 c5 17.Sb3 Sd7 18.Da3 Tb8 19.Tab1 Dc7 20.Tfd1 Te8 21.Td2 Lb7 22.Tbd1 Lc6 23.Sa5?
Eine Nachlässigkeit von weittragenden Folgen, denn diese Partie wurde in der letzten Runde gespielt, vor deren Beginn Bogoljubow und Lokvenc den gleichen Tabellenstand hatten. Geboten war 23. Lc5: (23. ... Db7 24. Sa5). Schwarz hätte danach ersatzlos einen Bauern weniger gehabt
23...Lxb2! 24.Txb2 Txb2 25.Dxb2 Dxa5 26.Lh6 f6 27.Lg4 Sf8 28.De2 Kf7 29.f4 Dc7 30.De3 f5 31.Le2 Se6 32.g4 Sd4 33.Txd4 cxd4 34.Dxd4 e5 35.Dc5 Db7! 36.fxe5 Db1+ 37.Lf1 De4 38.Dd6 Dh1+ 39.Kf2 Dh2+ 40.Ke3 Txe5+ 41.Kd4 Db2+ 42.Kd3 Le4+ 43.Ke3 Dc3+ 0-1

(Anmerkungen von A. Brinckmann in der Deutschen Schachzeitung Januar 1944, S. 13).

Wie wir im Jahrgang 1953, S. 237 der DDR Schachzeitung Schach entdeckten, veröffentlichte Klaus als Präsident des DDR-Schachverbandes, unter dem Titel Die Aufgaben der Sektion Schach beim Aufbau der DDR einen dreiseitigen Artikel, der sehr klarsichtig insbesondere auf die dem Schachspiel immanente Dialektik abhebt.

Dabei ist es jedoch aus heutiger Sicht notwendig, den Artikel der seinerzeit üblichen propagandistischen Floskeln („Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen") zu entkleiden und von der üblichen Litanei gesellschaftspolitischer Divergenzen abzusehen, deren Vortrag ohnehin inhaltlich, wenn auch nicht stilmäßig, so sehr im Rahmen kommunistischer Doppelzüngigkeiten verharrt, daß die Zeitungsfrau um die Ecke am nächsten Morgen sich sicherlich mokiert haben dürfte, ihr noch schulpflichtiger, kleiner Sohn habe die Sätze des grobe Klötze in schwerfälliger Diktion aufeinanderschichtenden Philosophen teilweise noch vor dem Ende der Lektüre mühelos zu Ende formulieren können.

Wir bitten Sie, alle Zuschriften per email zu richten an: Hallo@Ballo.de

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