|
|
44. Gideon Stahlberg Carl-Eric Erlandsson, Schweden, ist dabei, sämtliche Partien von Gideon Stahlberg zu sammeln. Er fragt, ob jemand die von Stahlberg im Turnier von Bad Niendorf 1934 gespielten Partien angeben kann. Es fehlen ihm sieben Partien. Darüber hinaus fragt er, an welchen Tagen das Turnier in Dresden 1936 gespielt wurde. Er glaubt, es sei vom 7.6. - 14.6.1936 mit einem doppelrundigen Tag gespielt worden. Ein Tag sei Ruhetag gewesen. Kann jemand angeben, an welchem Tag doppelrundig gespielt wurde? 45. Das älteste Kreuzschach der Welt Das wohl älteste verbürgte, wenn auch literarisch erhöhte Kreuzschach erteilte vor etwa 700 Jahren die Königin Isot dem Marke im Tristan des Heinrich von Freiberg. Helmut Faust, Coburg, gibt im 28. Studienbrief zur Kulturgeschichte des Schachspiels (Selbstverlag, Coburg 1967) an (nach de Boor: Gesch. d. dt. Lit., Bd. 3/1, München 1962, S. 88ff.), daß der Dichter der Verse, Heinrich von Freiberg, bürgerlicher Herkunft war und mit einiger gelehrter Bildung versehen als Hofdichter im Dienste von hohen böhmischen Adligen lebte. Etwa in den Jahren 1285-1290 schrieb er eine Fortsetzung von Gottfrieds von Straßburg unvollendet gebliebenen Tristan. Die entsprechende Schachstelle lautet (Verse 4144 ff.): den
künic und die künegîn Tinas
mit loube saz zu sin. (Tinas, der Bote Tristans, traf König Marke und Königin Isot an, wie sie gerade beisammen saßen und Schach spielten. Liebevoll wechselten die beiden über das Brett hinweg ihre Blicke miteinander, von einem zum andern - hin und her. Mit ihrer Erlaubnis setzte sich Tinas zu ihnen. Indessen sprach der König der Königin ein „Schach!" - „Gegenschach!" erwiderte die Königin, „und gleichzeitig Deckung durch meinen Ritter." „Abzugsschach!" antwortete der König darauf. Sie dachte bei sich: „Euch wird gleich ein [ganz anderes] Abzugsschach widerfahren.") Wenngleich Heinrich von Freiberg sicher nicht beabsichtigte, eine wirkliche Schachpartie zu beschreiben, sondern wie damals üblich diese nur dazu nutzte, das Liebesleben des Paares darzustellen, so können wir doch davon ausgehen, daß er zumindest einige Mittelspielkombinationen gut kannte. Es ist immerhin möglich, eine sinnvolle Schachstellung aus dem Text zu konstruieren. Georg Ernst gibt beispielsweise im Deutschen Wochenschach 1913, S. 309 ff. die folgende Stellung (angezweifelt von Pfannmüller in DWS 1913, S. 333 ff.), wobei zu berücksichtigen ist, daß im dreizehnten Jahrhundert der Dame noch nicht unsere heutige Gangart und Stärke zugewiesen wurde.
nu
wart verrücket ein stein; zuhant
Isot die künegîn (Danach wurde ein Stein verschoben, was zwischen den beiden Streit erregte, den Tinas schlichten sollte, weil sonst niemand (von königlichem Rang) zugegen war. Der Stein wurde auf dem Brett hin und her gerückt; er rückte ihn her, sie rückte ihn hin. Schließlich griff Tinas ein und sprach: „Der Stein gehört hierher!" und stellte ihn mit der Hand zurecht. Alsbald rief Königin Isot einen neuen Zwist über das Spiel mit dem König hervor. Sie sprach: „Herr und König, ich will jetzt nicht mehr weiterspielen. Spiel und Sieg sollen Euer sein, desgleichen Verlust und Gewinn!" Scheinbar in Ärger stieß sie das Schachbrett von sich.) 46. Steinitz - von Bardeleben Zu SZ 29 teilt Jörg Engels, Österreich, mit, daß von Bardeleben nach 25. Tg7xh7+ den Saal verließ, nicht mehr zur Fortsetzung der Partie erschien und durch Zeitüberschreitung verlor. Nach der Partie gab Steinitz dann die geplante Fortsetzung mit Matt im 35. Zug an. Bachmann schrieb (Geistreiche Schachpartien alter und neuer Zeit. Fünftes Bändchen zugleich Jahrbuch für 1895. Brügel und Sohn, Ansbach 1896, S. 2): „... der Führer der Schwarzen verliess in Erkenntnis des Partieverlustes hier das Brett und liess seinen Gegner an demselben sitzen, bis die Partie durch Zeitüberschreitung verloren war. Die englischen Blätter erwähnen diesen Vorgang, enthalten sich aber mit anerkennenswerthem Takt der Kritisirung eines derartigen Mangels an Selbstbeherrschung." Auch Emil Schallopp schrieb im Turnierbuch Hastings 1895 (Veit und Comp., Leipzig 1896): „Schwarz gab hier, indem er sich entfernte und nicht zurückkam, die Partie auf." Erstaunlicherweise erwähnt das englische Turnierbuch (Horace Cheshire [Hrsg.]: The Hastings Chess Tournament 1895 ... . Chatto and Windus, London 1896) den Vorfall nicht. Die englischen Herausgeber ließen die Partien für das Turnierbuch von den Meistern selbst kommentieren, verteilten die Partien jedoch so unter den anwesenden Meistern, daß keiner eine von ihm selbst gespielte Partie zu kommentieren hatte. Tarrasch, der die Partie Steinitz-von Bardeleben mit Erläuterungen zu versehen hatte, wußte jedoch sicherlich von dem Vorfall und es ist nicht klar, weshalb die englischen Herausgeber des Turnierbuches die unsportliche Verhaltensweise von v. Bardeleben nicht mitteilen. Auch die von L. Hoffer herausgegebene Schach-Zeitung The Chess Monthly (Vol. XVII, 1896, S. 46) berichtet nicht vollständig. Silbermann und Unzickers Beschreibung (Geschichte des Schachs. Bertelsmann Ratgeber, Gütersloh 1975, S. 229), daß von Bardeleben durch die „Opferorgie" des Gegners eingeschüchtert aus dem Saal geflohen sei und später durch einen Boten die schriftliche Mitteilung der Kapitulation geschickt habe, ist wohl reine Fiktion. Offensichtlich hatte von Bardeleben jedoch Gefallen daran gefunden, Verlustpartien auf diese Art und Weise zu beenden, denn Tarrasch schrieb in der Schachspalte des Frankfurter Generalanzeiger: „Leider müssen wir sagen, dass Herr v. Bardeleben den Unwillen aller Congressbesucher durch die eigenthümliche Art erregt hat, auf welche er die meisten seiner Verlustpartieen aufzugeben pflegte. Wenn er auf Verlust stand, dann erinnerte er sich der in einem bekannten humoristischen Schachgedichte gegebenen Vorschrift: Liegt Deine Partie aber ganz darnieder, dann geh’ mal raus und komm’ nicht wieder! Er verduftete einfach und überliess es dem Comité, seine Partie als durch Zeitüberschreitung verloren zu erklären." (zitiert nach Deutsche Schachzeitung, 1895, S. 324 ff.). Die französische Schachzeitung La Stratégie (29. Jahr, 28. Band 1895, S. 300) zitiert William H.K. Pollock (einen Teilnehmer des Turniers) wie folgt: „Herr von Bardeleben sagte zu seinem Gegner, daß sein Verhalten erfolgte, um gegen die oftmals zu lange anhaltenden Beifallsbekundungen der den Siegern zujubelnden Besucher zu protestieren und daß in der Folge dieses Vorfalles das Turnier-Komite jedwede Beifallsbekundung untersagte." (Übersetzung aus dem Französischen H.E.B.). 10 Jahre später brachte Lasker in seinem Chess Magazine März 1905 unter der Überschrift The Runaway Player einige nette englische Übersetzungen des von Tarrasch erfundenen Zwei-Zeilers. Curt von Bardeleben beging 1924 im Alter von 62 Jahren in Berlin Selbstmord, indem er aus dem Fenster sprang. 47. Sofonisba Anguissola Martin Ramsauer, Bad Abbach, und Stefan Bücker, Nordwalde, weisen (zu SZ 8 und 13) auf das Heft 1/1995 der Kunstzeitschrift ART hin, das anläßlich einer Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien „Sofonisba Anguissola - Erste Malerin der Renaissance" einen ausführlichen Bericht über die Künstlerin bringt. Der Artikel (S. 12-21) ist mit 11 Farbabbildungen illustriert. Leider ist das Schachbild über den Seitenumbruch gelegt. Im übrigen sieht Martin Ramsauer Schwierigkeiten, die Figuren auf dem Schachbild voneinander zu trennen, was seiner Meinung nach an der unwahrscheinlichen Stellung liegt. Nur die Springer sind klar zu erkennen. Die runden, eichelförmigen Steine hält er für die Türme, die Männchen mit den spitzen Hüten dürften die Bauern sein, diejenigen ohne Hüte (oder tragen sie einen Helm?) die Läufer. Wo aber sind König (der Spitzbart auf e2?) und die Königin (die geschlagene Figur in der Hand des linken Mädchens) ? 48. Adolf Anderssen In Ergänzung zu SZ 31 (War Anderssen außer Form als er Weihnachten 1858 gegen Morphy kämpfte?) meint Bob Meadley, Australien, daß Anderssen die meiste Zeit des Jahres 1857, dem Jahr vor seinem Kampf mit Morphy, schachpraktisch nicht aktiv war. Dies jedenfalls kann man ableiten, wenn man der Schachspalte Löwenthals vom 21. Dezember 1856 und 6. September 1857 in der Era Glauben schenkt. Am 6. Sept. 1857 schrieb Löwenthal: „Wir hören darüberhinaus, daß ihn (Anderssen, Anm. H.E.B.) seine beschwerlichen beruflichen Pflichten daran hinderten viel zu spielen, und Mangel an Praxis kann sogar das Genie selbst schwerlich kompensieren." Sogar in einem Rückblick auf das Jahr 1857 wiederholte Löwenthal substantiell die Aussage, die er am 6. September 1857 gemacht hatte. Wir können davon ausgehen, daß Anderssen zum Zeitpunkt seiner Ankunft in Paris am 10. Dezember 1858 ein weiteres anstrengendes Jahr ohne viel Schach am Gymnasium in Breslau verbracht hatte. Lange schrieb (Paul Morphy. Sein Leben und Schaffen. 3. Aufl., Veit und Comp., Leipzig 1894, S. 270), daß der „wesentlich ins Gewicht fallende Mangel gleichmäßiger Spielpraxis" auf Anderssens Begegnung mit Morphy „von größerem Einfluß, als es Anderssen seinerseits vorher glauben mochte" gewesen sei. Bald nach dem Kampf mit Morphy hat Anderssen wohl begriffen, daß mangelnde Spielpraxis schwerlich auszugleichen ist, als er nämlich sagte, daß man „seine Meisterschaft nicht in ein Glasschränkchen setzen und wie ein Kleinod aufbewahren könne, um es erforderlichen Falles zur Hand zu haben", sondern „daß man sie vielmehr allein durch dauernde und gediegene Übung erhalte." Dennoch, als Anderssen in Paris zunächst das Café de la Régence aufsucht und dort Harrwitz begegnet, kommt es zu einem Kampf der beiden, den Anderssen bei sechs Partien mit +3--1=2 gewinnt. Dieser Wettkampf, obwohl sehr kurz, zeigt Anderssen in einigermaßen guter Form und bietet einen gewissen Vergleich, da Morphy gerade kurz vorher gegen Harrwitz mit dem Resultat +5-2=1 gewonnen hatte. Wir bitten Sie, alle Zuschriften per email zu richten an: Hallo@Ballo.de |