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66. Alexander Fritz

Alte Meister bzw. ihre Ideen stehen derzeit wieder hoch im Kurs. So spielt Kasparow des öfteren das altvordere Schottisch oder gar das Evans-Gambit, wenn er dem Spanischen ausweichen will. GM Robert Hübner beschrieb im ChessBase Magazin die Schach-Vita des lokalen Hamburger Altmeisters Bier. Wie wär's in diesem Zusammenhang mit Fritz? Alexander Fritz wurde am 15.1.1857 in Kirchlotheim in Hessen als Sohn eines Pfarrers geboren. Er prägte in der Zeit von 1875 bis 1884 entscheidend das Schachleben des Schachklub 1858 Gießen. Berühmt ist seine Partie gegen Mason in Nürnberg 1883.










Fritz, Alexander - Mason, James [C13]
DSB-03.Kongress Nürnberg (1), 1883
Französisch


1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Sf6 4.Lg5 Le7 5.Lxf6 Lxf6 6.Sf3 0-0 7.Ld3 b6 8.h4 Lb7 9.e5 Le7 10.Lxh7+ Kxh7 11.Sg5+ Kg6 12.Se2 Lxg5 13.hxg5 f5 14.gxf6 Th8 15.Sf4+ Kf7 16.Dg4 Txh1+ 17.Kd2 gxf6 18.Dg6+ Ke7 19.Dg7+ Ke8 20.Dg8+ Ke7 21.Dxe6+ Kf8 22.Txh1 Lc8 1-0


Auf dem Deutschen Schachkongress in Coburg 1904 machte Fritz den Großmeister Schlechter, der seinerzeit die Deutsche Schachzeitung herausgab, auf den Zug 5. ... Sd4 (nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. Sg5 d5 5. ed5:) im Zweispringerspiel im Nachzuge aufmerksam, so daß dieser den Zug in der Deutschen Schachzeitung 1904 zum Gegenstand einer Analyse machte. Die durch 5. .. Sd4 begründete Variante wird deshalb auch die Gießener- oder Fritz-Variante genannt. Interessanter Weise konnten wir aber bislang keine Fritz-Partie finden, in der der Meister selbst die Variante spielte.

67. Groß-Machmin

Dr. H.-J. Wagner, Paderborn, teilt zu SZ 60 mit, daß Groß-Machmin (jetzt Machowino), der Ort an dem Anderssen im Jahre 1850 eine Stelle als Privatlehrer innehatte, nördlich von Stolp (jetzt Stupsk) etwa auf halbem Wege zwischen Stolp und der Ostseeküste zu finden ist.

68. Adolf Anderssen

Nachdem Anderssen vor seinem Wettkampf mit Morphy in Paris 1858 einen kurzen Trainingskampf gegen Harrwitz mit 4 : 2 bei zwei Remisen (siehe SZ 48) gewonnen hatte, spielte er auch gegen den starken französischen Spieler Arnous de Rivière und andere französische Spieler, so schreibt von Gottschall in seinem Anderssen Buch. Er gibt jedoch keine der Partien an. In der Deutschen Schachzeitung 1859, S. 80 fanden wir die folgende Partie gegen Arnous de Rivière, in der Anderssen mit einem hübschen Königsmarsch die Entscheidung erzwang.

 








Anderssen, Adolf - De Riviere, A [C55]
Paris, 1858
Schottisches Gambit


1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.d4 exd4 4.Lc4 Sf6 5.Sg5 Se5 6.Lb3 h6 7.f4 hxg5 8.fxe5 Sxe4 9.0-0 d5 10.exd6 f5 11.Sd2 Dxd6 12.Sxe4 Dxh2+ 13.Kf2 fxe4 14.Dxd4 Le7 15.Dxe4 Lf5 16.Lf7+ Kxf7 17.Dxf5+ Kg8 18.Dd5+ Kh7 19.De4+ Kh6 20.Le3 Thf8+ 21.Ke2 Dh5+ 22.g4 Dh2+ 23.Tf2 Txf2+ 24.Lxf2 Tf8 25.Th1 Txf2+ 26.Kd3 Td2+ 27.Kc4 Txc2+ 28.Kd5 Lf6 29.Ke6 Lxb2 30.Kf7 Tf2+ 31.Kg8 1-0

War Anderssen außer Form als er gegen Morphy Weihnachten 1858 spielte? Es spricht einiges dafür. Auch wenn Anderssen unmittelbar vor dem Kampf mit Morphy noch einige Trainingskämpfe in Paris absolvieren konnte, waren diese jedoch kein Ersatz für regelmäßige über längere Zeit anhaltende schachpraktische Tätigkeit. Für einen Mangel an Übung spricht insbesondere auch die Tatsache, daß er im Turnier von Manchester 1857, in dem er gegen Löwenthal verlor frühzeitig ausschied. Wegen seiner Tätigkeit am Gymnasium in Breslau war ihm zu wenig Zeit zur Übung geblieben. In der Zeit vom Manchester Turnier im Sommer 1857 bis zum Kampf mit Morphy an Weihnachten 1958 existiert keine einzige Anderssen Partie! Die Niederlage gegen Morphy war Anderssen eine Lehre. Im nächsten wichtigen Turnier, in London 1862, spielte er sehr stark - und gewann das Turnier.

69. Bibliografische Notizen

In der kürzlich in Paris versteigerten Schachbuch-Sammlung (siehe SZ 61 und 64) erregte das unter der Katalognummer 55 unter dem Titel Elegantiae sottilita verita dei Scacchi. Copie manuscrite de 1853 d’un texte du XVIè siècle aufgeführte Buch unsere besondere Aufmerksamkeit. Nach ersten Recherchen in van der Lindes Geschichte und Literatur des Schachspiels, Julius Springer, Berlin 1874, Bd. 1, S. 348 glaubten wir, daß es sich bei dem Buch um eine Übersetzung des Lopez von der Hand des Polerio handele. Dem widersprach der ebenfalls anwesende Schach-Sammler Lothar Schmid, Bamberg, der vermutete, es handele sich eher um die Handschrift van der Lindes.

Inzwischen konnten wir die Provenienz des Buches klären. Es ist eine von Polerio erstellte, italienische Übersetzung des Lopez. Van der Linde schreibt in seinem Buch Das Schachspiel des XVI. Jahrhunderts, Julius Springer, Berlin 1874, S. 77, daß es sich um die Abschrift eines von mehreren in Florenz entdeckten Codex des Polerio von der Hand des Herrn Usigli handele. Wir konnten das handschriftliche Transkript darüberhinaus in Bernard Quaritchs Katalog Nr. 428 (London 1929) unter der Nummer 500 finden. Quaritch taxierte das 150 Seiten umfassende Buch damals auf ein Pfund Sterling und einen Schilling, eine seinerzeit beträchtliche Summe. Der Schach-Bibliophile Harald Falk hat es am 8.6.1933 von Quaritch gekauft.

Aufgrund einer vor Ort in Paris getroffenen Absprache zur Vermeidung unnötiger, die Preise hoch treibende Bietergefechte, hielten wir uns mit Geboten zu Gunsten von Lothar Schmid, Bamberg, zurück, so daß die sehr wertvolle Handschrift für ganze 2000.- FF von Schmid ersteigert werden konnte.

70. Aus dem Antiquariat

Bei Mike Sheehan, Caissa Books, 5 Pembroke Avenue, Berrylands, Surbiton, Surrey KT5 8HN in England kann man alte und vergriffene Schachbücher kaufen. Interessenten sollten sich bei ihm melden und um die Zusendung seiner Listen bitten. Er ist auch unter der email-Adresse Caissa.books@tinyworld.co.uk erreichbar.

Wir bitten Sie, alle Zuschriften per email zu richten an: Hallo@Ballo.de

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