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80. Harald Falk aus Hamburg

Wie Ulrich Grammel, Heilbronn, mitteilt, wurde der Schach-Bibliophile Harald Falk (siehe SZ 64) am 27.7.1905 in Hamburg als Sohn des Senatspräsidenten am Hanseatischen Oberlandesgericht, Dr. Hermann Falk, geboren.

Auf Wunsch des Vaters ging Falk nach München um dort Jura zu studieren, interessierte sich jedoch in Wirklichkeit mehr für Literatur- und Kunstgeschichte und war dann auch beruflich als Antiquar beschäftigt. Wahrscheinlich hat sich Falk dort das notwendige Rüstzeug für seine Tätigkeit als Schachbuchsammler erworben, denn bereits in dieser Zeit kaufte Falk Schachbücher. Am 6.9.1930 erwarb er beispielsweise vom Akademischen Schachklub München das von Steinitz herausgegebene Turnierbuch The Book of The Sixth American Chess Congress, New York 1889, für 20.- Mark wobei er sich für die Reinigung des stark verschmutzten Buches 4.- Mark abziehen ließ, sodaß er 16.- Mark für das seltene, lediglich in 500 Exemplaren gedruckte Buch bezahlen mußte. Wir veröffentlichen hier erstmals ein Photo von Harald Falk, das uns ebenfalls freundlicherweise von Ulrich Grammel, Heilbronn, zur Verfügung gestellt wurde. Im Jahre 1933 ging Falk, der jüdischer Abstammung war, nach Paris und führte dort zusammen mit seiner Ehefrau ein kleines vegetarisches Restaurant, das sie ausreichend nährte. Ersten Kontakt mit französischen Schachkreisen und hier insbesondere mit Gaston Legrain und François Le Lionnais, den Verfassern und Herausgebern der Cahiers de L’Echiquier Français, hatte Falk bereits Ende des Jahres 1932 aufgenommen. Im 32. Heft der Cahiers de L’Echiquier Français (S. 537) zitiert Gaston Legrain aus einem Brief Falks. Falk teilt darin in perfektem Französisch mit, er sei „ein leidenschaftlicher Schachbuchsammler und versuche, seine etwa 1400 Bände umfassende Sammlung weiter zu vergrößern". Doch Falk war nicht nur Sammler von Schachliteratur. Auch die schachpraktische Seite des Spiels hatte es ihm angetan, wie nicht nur das oben abgebildete Photo, das ihn an einem Schachbrett zeigt, beweist. Wir konnten jedoch nur zwei Partien von Harald Falk finden. In einer kleinen Sammlung von Kurzpartien veröffentlichte François Le Lionnais, der Nachfolger von Gaston Legrain als Herausgeber der Cahiers de L’Echiquier Français, die folgende Kurzpartie von Falk:

 








N,N - Falk,H [B00]
Paris, Café Tourville, 11.02.1934

1.d4 b6 2.e4 Lb7 3.Ld3 f5 4.exf5 Lxg2 5.Dh5+ g6 6.fxg6 Lg7 7.gxh7+ Kf8 8.hxg8D+ Kxg8 9.Lc4+ d5 0-1


Falk stand während seines Pariser Aufenthaltes in engem Kontakt zu François Le Lionnais und Gaston Legrain. Dies wird u.a. auch daran deutlich, daß einige der Bücher, welche kürzlich in Paris versteigert wurden (s. SZ 61), das versteckt angebrachte und nur von Eingeweihten zu findende ExLibris von Gaston Legrain aufweisen. Falk spielte zusammen mit Le Lionnais, der u.a. auch eine Monographie über die Französische Partie schrieb, eine Beratungspartie gegen M. Walter und H. Alexander (Walter hatte das Reserve-Turnier von Hastings des Jahres 1933/34 gewonnen), die wir aus historischen Gründen an dieser Stelle anführen möchten:











Walter und Alexander - Falk und Le Lionnais [C12]
Paris, Café Tourville, 05.1934

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Sf6 4.Lg5 Lb4 5.Sge2 dxe4 6.a3 Le7 7.Sg3 Sbd7 8.Dd2 c5 9.dxc5 Sxc5 10.Dxd8+ Lxd8 11.Lb5+ Ld7 12.b4 Sd5 13.Ld2 Sxc3 14.Lxd7+ Sxd7 15.Lxc3 f5 16.Lxg7 Tg8 17.Lb2 Lf6 18.Lxf6 Sxf6 19.c4 Ke7 20.f3 f4 21.Sxe4 Sxe4 22.fxe4 Txg2 23.0-0-0 Ta2 24.Thf1 e5 25.Tf3 Te2 26.Th3 Tg8 27.Txh7+ Ke8 28.Txb7 Tgg2 29.c5 f3 30.h4 Txe4 0-1


Die beiden Partien stellen die einzigen schachpraktischen Zeichen dar, welche wir von Harald Falk besitzen.

Nach Ausbruch des Krieges im Mai 1940 flüchteten die Falks in die zunächst nicht von den Deutschen besetzte „Vichy-Zone", dabei immer ihre Bücher mit sich schleppend, sodaß Frau Falk später, nach dem Krieg, schreiben sollte, ihr erscheine es wie ein Wunder, „dass wir es fertig brachten, immer diese vielen und schweren Kisten bei uns zu haben, da wir doch sonst nichts mehr besassen". Die bedeutende Schachbuch-Sammlung Falks sollte erst nach dem Ende des II. Weltkrieges verkauft werden. Aufgrund einer Denunziation wurde Harald Falk von der Gestapo gefaßt und nach Ausschwitz gebracht, von wo er, noch nicht vierzig Jahre alt geworden, nicht mehr zurückkehrte.

81. Bibliografische Notizen

Erneut (siehe SZ 61) fand in Paris eine Auktion seltener und bedeutender Schachbücher, wenn auch in deutlich geringerer Anzahl, statt. Unter den 23 bei Drouot versteigerten Büchern gelangten u.a. ein Manuskript aus dem 18. Jahrhundert des Schachzabelbuch von Konrad von Ammenhusen, 1337 (12.000.- FF), ein Villot, Origine astronomique du jeu des Echecs, Paris 1825 (5200.- FF) sowie ein Abraham Ibn Esra, Neu-eröffnete Kunststück des Schach=Spiels, Franckfurth und Leipzig 1743 (4800.- FF) zum Ausruf. Wenngleich von anderer Provenienz als die Bücher über die wir in SZ 61 berichteten, stammten wiederum sehr viele Bücher aus der Sammlung des in Ausschwitz umgekommenen Harald Falk aus Hamburg (siehe SZ 80).

Unser besonderes Interesse fanden auch drei in Halbleder gebundene Partie- und Notationsbände, die in dem bereits früher verschiedentlich zitierten Katalog Nr. 428 von Quaritch, London 1929, unter der Nr. 1311 verzeichnet sind. Sie stammen ursprünglich aus dem Besitz des preußischen Astronomen Heinrich Christian Schumacher (*Bramstedt in Holstein 3.9.1780, + Altona 28.12.1850). In Brentano’s Chess Monthly, New York, Februar 1882 (S. 493 ff.) werden einige Briefe (Chess Letters of celebrated Men) von Schumacher an William Lewis zitiert, die belegen, daß Schumacher mit sämtlichen Schachgrößen seiner Zeit (Deschapelles, Labourdonnais, Horwitz und von der Lasa) in Kontakt stand (s.a. Cahiers de l’Echiquier Français, III S. 318). Der Schachbuch-Sammler Lothar Schmid, Bamberg, konnte die drei Bändchen für 7500.- FF plus 9,495% Aufgeld erstehen. Auch ein sehr seltener Ercole del Rio aus dem Jahre 1750 für 10.500.- FF plus Aufgeld ging an Schmid.

82. Kreuzschach

Christian Janzen, Berlin, teilt die folgende eigene Partie zum Thema mit.

 








Janzen, C - Kehm
Berlin, 1984

in dieser verriegelten Stellung stellte Wei0 mit

1.Kf3?
eine Falle auf, in die Schwarz mit
1...Sxe5+?
auch prompt hineinfiel und nach dem Kreuzschach
2.Lxe5+
die Partie verlor. 1-0


Erst später erkannte Schwarz, daß nach 1. Kf3? Schwarz mit 1. ... f4! gewinnt, da nach z.B. 2. Lf4: Se5:+ das Kreuzschach 3. Le5:+ wegen der Fesselung des Läufers nicht mehr möglich ist.

83. Schach-Zettel ist im Internet

Wir konnten uns kürzlich in das Internet über einen Compuserve-Anschluß einklinken und sind per Mail über Compuserve-Anschluß 100770,2665 zu erreichen. Aus Zeitgründen gelingt es uns jedoch in der Regel nur ein Mal pro Woche in der Mail-Box nachzuschauen. Dennoch - wer Lust auf ein Partiechen hat - kann einen Treff (vielleicht im Chessforum oder Chessnet?) ausmachen.

Inzwischen ist dieser Zettel im November 2001 historisch geworden. Die Compuserve-Adresse ist nicht mehr aktuell und wir sind unter hallo@ballo.de zu erreichen.

84. Schach in der modernen Kunst

Die Galerie Monika Reitz in der Domstraße 2 in Frankfurt am Main (Tel.: 2 02 08, Fax.: 2 02 53) stellt derzeit Bilder der Düsseldorfer Künstlerin Simone Letto aus. Simone Letto wurde 1965 in Stuttgart geboren und ist nach dem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Schwegler seit 1991 in der gleichen Stadt als freischaffende Künstlerin tätig. Sie hält in ihren Bildern meist alltägliche Ereignisse, in einzelne Sequenzen zerlegt, fest. Aus den Einzelbildern, die wie Bewegungen des Stillstands erscheinen, formen sich Geschichten, die ihren Reiz aus den Reduzierungen und Auslassungen gewinnen.

Gemälde von Simone Letto, Düsseldorf

Uns fiel dabei insbesondere das Schachbild auf, das wir an dieser Stelle in einer schwarz/weißen Abbildung reproduzieren. (Simone Letto, o.T., 1991, Öl/Nessel, 120x90 cm). Es soll 4800.- DM kosten.

Das Schachgemälde und weitere Bilder der Künstlerin sind noch bis zum 22. Dezember in Frankfurt zu besichtigen (falls sich nicht bereits vorher ein Käufer findet).

85. Simultan

Die folgende Partie des späteren Weltmeisters Bobby Fischer liefert uns Wolfgang Pieper, Osnabrück. Sie wurde erstmals in der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 17.6.95, in der Pieper eine Kolumne führt, veröffentlicht. Fischer spielte gegen 20 Gegner gleichzeitig und erzielte dabei ein Ergebnis von 15,5:4,5 Punkten.











Fischer, R - Poeschel, H [C17]
Simultan Muenster, 27.09.1970

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4 4.e5 c5 5.a3 La5 6.b4 cxd4 7.Dg4 Se7 8.Sb5 [8.bxa5 dxc3 9.Dxg7 Tg8 10.Dxh7 Sbc6 11.Sf3 Dc7 12.Lb5!? (12.Lf4 Fischer-Tal, Leipzig 1960) ]
8...Lc7 9.Dxg7 Tg8 10.Dxh7 Lxe5 11.Sf3 Th8 12.Dd3 Sbc6 13.Sxe5 Sxe5 14.Dg3
Ziemlich riskant. Steht Fischer auf Gewinn?
14...f6 15.Dg7 Tf8 16.Lh6
Sieht stark aus, doch sicherer wäre Sxd4 nebst Vorbereitung der kleinen Rochade
16...Tg8 17.Dxf6 Sg4 18.Dh4 Sf5 19.Dh5+ Kd7 20.Lf4 Df6 21.Ld3
es drohte 21. ...d3 mit Doppelangriff. Die Lage von Weiß wird immer komplizierter. Schwarz hat ein beachtliches Bauernzentrum und aktiv postierte Figuren.
21...Sh4 22.Lg3 Sxg2+ 23.Kd2 Sf4 24.Dh4 Dxh4 25.Lxh4 e5!
Droht Figurengewinn mit 26. ... a6. Schwarz hat die bessere Stellung wegen seines starken Bauernzentrums und Entwicklungsvorsprungs.
26.a4 a6 27.Sa3 e4 28.Lf1 e3+ 29.fxe3 dxe3+ 30.Kd1 Kc7 31.Lg3 Sf2+ 32.Ke1
[32.Lxf2? exf2 nebst 33. ... Tg1 und Weiß kann aufgeben]
32...Txg3!
Erzwingt ein gewonnenes Endspiel
33.hxg3 Sxh1 34.gxf4 Sg3 35.c3 Lf5 36.Ta2 Sxf1 37.Kxf1 Ld3+ 38.Kg2 Te8 39.Ta1 Le4+
Fischer hätte hier aufgeben können, doch so leicht wollte er es dem Gegner nicht machen.
40.Kf1 Ld3+ 41.Kg2 e2 42.Kf2 Te4 43.Te1 Txf4+ 44.Ke3 Tf1 45.Txe2 Lxe2 46.Kxe2 Ta1 47.Sc2 Txa4 48.Kd3 Ta2 49.Sd4 Th2 50.Se6+ Kc6 51.Sd8+ Kc7 52.Se6+ Kd6 53.Sc5 Kc6 54.Kd4 Th4+ 55.Kd3 a5
(Kommentar: Dr. H.-C. Poeschel, Oesede).


Eine feine Partie gegen den späteren Weltmeister!

86. Aus dem Antiquariat

Eine gute Adresse für alte, vergriffene Schachbücher ist Normando José Ivaldi, Marcelo T. de Alvear 1205-8° „A", 1058 Buenos Aires, Argentina. Wir empfehlen die Kontaktaufnahme all jenen, die insbesondere ältere spanische Schachbücher suchen. Aber auch deutsche, englische und französische Schachliteratur und z.B. auch die alten Lachaga-Hefte sind vorhanden.

Auch dieser Zettel ist nicht mehr aktuell, bereits kurz nach der Erstveröffentlichung im Dezember 1995 wurde mir aus Argentinien mitgeteilt, daß Normando José Ivaldi verstorben sei.

Wir bitten Sie, alle Zuschriften per email zu richten an: Hallo@Ballo.de

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