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105. http://www.chesscafe.com

Unter dieser Adresse findet der interessierte Schachspieler die Webb-Seite des Amerikaners Hanon Russell. Russell wird den meisten von uns sicherlich durch den seit 1988 erscheinenden International Chess Calendar bekannt sein.

106. Peter Heinrich Holthaus aus Elberfeld

Wolfgang Fenner, Wuppertal, berichtet in Beiträge zur Heimatkunde der Stadt Schwelm und ihrer Umgebung [= Jahresgabe des Vereins für Heimatkunde Schwelm. Neue Folge 38. Heft 1988] über das Schachbuch des Konrektors Peter Heinrich Holthaus, das dieser unter dem Titel Selbstlehrender Unterricht im Schachspiele. Mit einem Holzschnitt im Jahre 1796 in Elberfeld herausgab. Das Büchlein, das wir in keiner uns zugänglichen Bibliografie finden konnten, ist im Museum Haus Martfeld in Schwelm einzusehen.
Der 1988 erschienene Beitrag von Wolfgang Fenner könnte für Interessierte für etwa DM 25.- beim Verein für Heimatkunde Schwelm e.V., Haus Martfeld 1, 58332 Schwelm noch zu beziehen sein.
Der Verleger des Schachbüchleins war wahrscheinlich der Herausgeber der Elberfelder Zeitung Johann Anton Mannes. Peter Heinrich Holthaus wurde im Jahre 1759 in Breckerfeld geboren und war, so teilt Wolfgang Fenner in dem oben erwähnten Artikel mit, als Autodidakt zum Lehrer geworden. Er machte sich als Volksaufklärer insbesondere um das Schulwesen von Schwelm verdient. Sein 48 Seiten umfassendes Schach-Büchlein war Ausdruck der edukatorischen Bemühungen Holthaus’, seine Zeitgenossen von dem seiner Meinung nach verderblichen „Branntweintrinken" und „Kartenspiel" abzubringen und dem Schachspiele zuzuführen. In einem verschollenen Buch wendete sich Holthaus gegen die Zahlenlotterie also gegen das Lottospielen und beklagte, daß das „Bedürfniß" nach „Spielen, besonders in der Karte" seit dem Erscheinen seines Buches über die Kirchen- und Schulgeschichte im Jahre 1819 sich nicht vermindert habe. Das Schachspiel wurde von Holthaus als das besonders geeignete Erziehungsmittel der Menschen favorisiert und noch im Jahre 1825 hielt er anläßlich der Schulprüfungen an der Schwelmer höheren Bürgerschule einen (nicht mehr auffindbaren) Vortrag mit dem Titel Lob des Schachspiels. Knapp 30 Jahre nach dem Erscheinen seines kleinen Schachbuches warb er also noch immer dafür, daß die Schwelmer ihren Spieltrieb durch das Schachspiel befriedigen sollten, „theils weil es unendlich mehr als irgend ein anderes Spiel den menschlichen Verstand im Nachsinnen und in der Aufmerksamkeit übt, theils weil es der edelste und unschädlichste Zeitvertreib ist, welcher niemals eine traurige Reue zur Folge hat, sondern höchstens nur zuweilen das kaum in Anschlag kommende kleine Mißvergnügen, vom Gegenspieler überwunden zu werden" (Holthaus: Selbstlehrender Unterricht im Schachspiele, Elberfeld 1796, S. 3). Auch glaubte Holthaus, daß manche jungen Leute von ihrer Flatterhaftigkeit zur Stetigkeit und Ausdauer in Geschäften gebracht werden könnten und verweist in diesem Sinne auf eine uns unbekannte Schrift: Das Schachspiel, ein Bild des menschlichen Lebens, Dessau 1784. Kann jemand diese Schrift bibliografisch nachweisen? Bestehen Zusammenhänge mit dem ebenfalls 1784 in Dessau erschienenen Buch Theoretisch-praktischer Unterricht im Schachspiel unter Vieren (L/N 4854)?

Das Lehrbuch Philidors hat Holthaus zumindest in einer von Ewald (Gotha 1779) geleisteten Übersetzung ins Deutsche gekannt (a.a.0., S. 31).

Gemeinsam mit dem Wuppertaler Zeitungsverleger Mannes wollte Holthaus einen Schachunterricht organisieren und selbst erteilen sowie einen Schachzirkel gründen und in der Elberfelder Zeitung eine regelmäßige Schachspalte einführen. Wolfgang Fenner merkt an, daß die ersten Schachvereine der Region erst später und zwar in den Jahren 1851 und 1852 in Elberfeld und in Barmen gegründet worden sind. Sie gehörten damit zu den ersten in Deutschland. Vielleicht hat das Wirken des Peter Holthaus hierzu beigetragen. Holthaus bringt in seinem Buch zwei Beispielpartien, die wahrscheinlich aus seiner Schachpraxis stammen und von denen wir aus historischen Gründen die folgende Partei kurz angeben wollen.

 








N.N. (Holthaus?) - N.N. [C53]
1796

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.c3 De7 5.0-0 d6 6.d4 Lb6 7.Lg5 f6 8.Lh4 g5? 9.Sxg5 fxg5 10.Dh5+ Kd8 11.Lxg5 Sf6 12.Dh6 Tf8 13.f4 exd4 14.e5 dxc3+ 15.Kh1 cxb2 16.exf6 bxa1D 17.fxe7+ Sxe7 18.Dxf8+ Kd7 19.Lb5+ Sc6 20.De7# 1-0

Der wackere Schulmeister blieb hinsichtlich des Erfolges seiner edukatorischen Bemühungen für das Schach eher skeptisch, denn ausgangs seiner Vorerinnerung zu seinem Büchlein schrieb Holthaus: „Indessen man irret sich wahrscheinlich, wenn man denkt, dieß sinnreiche feine Spiel könnte zu einem allgemeinen Gesellschaftsspiele gemacht werden, ... . ... so würden, ungeachtet der Kunst und Pflege, die man ... in Absicht der Ausbreitung dieses Spiels anwenden könnte, im Ganzen nicht sonderlich viele Liebhaber des Schachs erzielet werden. Immer würde man gegen fünfzig Karten-, Damen- und Billardspieler kaum einen Schachspieler, der den Nahmen verdiente, auffinden, so wie Bürger immer fünfzig Leser hat, wenn Klopstock mit einem fürlieb nehmen muß. So ist der Mensch nun einmal geartet. Schwelm, am 30. März, 1795.

107. Aus dem Antiquariat

Auf der Chess Cafe-Seite im WorldWideWeb von Hanon Russell (siehe SZ 105) bot dieser im Jahre 1996 eine Auswahl von Schachbüchern an, die sich dadurch auszeichnen, daß Sie durch die Signaturen und Autographen der Autoren und/oder Teilnehmer von Turnieren veredelt sind. Wir bringen nur eine ganz kleine Auswahl:

Baturinsky, V. (ed.) Shakhmatnoe Tvorchestvo Botvinnika (in Russian) [The Chess Artistry of Botvinnik], 1965, v. I/III, good condition, hc, 632pp. Baturinsky was president of the USSR Chess federation for many years. Signed on first leaf after cover Robert Fischer May 1966, $575.

Euwe, Dr. M. & Prins, L. Wereldschaaktoernooi Amsterdam 1950 (in Dutch) 1951, very good condition, hc, 280pp. Original signatures of all 20 players: C. B. van den Berg, J. H. Donner, Dr. M. Euwe, J. Foltys, S. Gligoric, H. Golombek, S. Gudmundsson, A. O’Kelly, C. Kottnauer, H. Kramer, M. Najdorf, H. Pilnik, V. Pirc, S. Reshevsky, N. Rossolimo, T. D. van Scheltinga, G. Stahlberg, E. Szabados, Dr. X. Tartacover and Dr. P. Trifunovic, $750.

Gonzalez,J.M. Match Final de Candidatos Fischer-Petrosian (in Spanish) good condition, sc, 95pp. Signed on front cover R. Fischer, $475.

Gunderam, G. Neue Eroffnungswege (in German) 1961, good condition, sc, 144pp. An opening manual of rare and unusual variations. Signed on first leaf after cover R. Fischer, $475.

Auch einige nicht signierte antiquarische Bücher bot Russell an:

Minckwitz, J. (ed.) Deutsche Schachzeitung (in German) 1884 complete, loose issues, good condition, $75.

Neumann, G. R. A. Anderssens Schachpartieen aus den Jahren 1864 und 1865 1866, (in German) fair condition, yellowing brittle pages, sc binding badly split, 127pp., $125.

Philidor, Andre Schachspiel (in German) 1779 fair condition, hc with clear plastic typed label affixed to taped spine, $325.

108. Die Frühjahrs-Auktionen 1996

Bei den Frühjahrsauktionen konnte der kundige Sammler auch wieder günstig und preiswert zu seltenen Schachbüchern kommen.

Moirandat, Basel, versteigerte die im wesentlichen Deutsche Literatur und Philosophie enthaltende Büchersammlung von Guido Jenny. Dabei wurde die Erstausgabe von Heinses Anastasia und das Schachspiel, Frankfurt 1803 für 1100.- (Schätzpreis 450.-) Schweizer Franken zugeschlagen, während ein Bieter für Lavaters Reise nach Kopenhagen im Sommer 1793. Durchaus bloß für Freunde, Zürich oder Hamburg 1794, die eine Darstellung des Schachautomaten des Baron von Kempelen enthält, immerhin 1400.- SF (600.-) investierte. Lessings Kollektaneen zur Literatur, Berlin 1790, welche eine kleine Bibliografie der Schachbücher der Wolfenbüttelnschen Bibliothek enthalten, gingen für vergleichsweise günstige 650.- SF (750.-) an einen Bieter aus Deutschland, während Nicolais Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781, Berlin und Stettin 1783-1787 in wunderschönen Halblederbänden der Zeit, mit farbigen Rückenschildern und goldgeprägten Rückenfileten versehen, einem ebenfalls aus Deutschland angereisten Privatsammler immerhin 2400.- SF (1500.-) wert waren.

Reiss und Sohn, Königstein, hatte da mit den Bietern weniger Glück, denn für die Erstauflage eines französischen Greco: Le ieu des eschets, Paris 1669 hob sich kein müdes Händchen, sodaß das Buch mit einem vom Einlieferer gesetzten Limit von 1400.- DM (1500.-) zurückging. Ein Schnäppchen schien dahingegen die von A. Galland (erstmals um 1710) besorgte französische Übersetzung aus dem Arabischen von Les Mille & une nuits, Paris 1881 zu sein, welche in zehn dekorativen Halblederbänden mit Kopfgoldschnitt der Librairie des Bibliophiles zu haben war. Sie ging für lediglich 450.- DM (650.-) an einen Privatsammler.

Bei Granier wechselte ein Marinelli: Das dreyseitige Schachbrett, oder Art und Weise, auf demselben sich Selbdritte zu unterhalten, Regensburg/Wien 1765 für 650.- (600.-) den Besitzer. Auch die Lithografie Schachspieler III von A. Paul Weber brachte es auf standesgemäße 400.- DM (400.-).

Am bemerkenswertesten fanden wir einen bei Brandes in Braunschweig realisierten Verkauf. Der von Hindenburg verfaßte Bericht Über den Schachspieler des Herrn von Kempelen, Leipzig 1784, ein gerade einmal 56 Seiten umfassendes, aber sehr seltenes Büchlein, wurde von einem Liebhaber für stolze 3600.- DM (600.-) plus 15% plus 7% i.e. 4429.80 DM ersteigert. Das Buch von Ozanam Récréations mathématiques et physiques, Paris 1750, das eine der frühesten Rösselsprung-Darstellungen bringt und das den meisten Bietern als Schach-Item entgangen sein dürfte, ging hingegen zum Ausrufpreis von 800.- DM (1200.-) ebenso in den Rückkauf wie Vuilliers Plaisir et jeux depuis les origines, Paris 1900, ein wunderschönes ebenfalls nicht allgemein bekanntes Buch, das Schach jedoch nur auf einigen Seiten behandelt und das Brandes bereits zum zweiten Mal im Angebot hatte. Es war zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Zeilen für 480.- DM (680.-) im Nachkauf noch zu erstehen.

Dennoch erscheinen diese erzielten Bücherpreise geradezu schnäppchenmäßig und paradiesisch niedrig, wenn man bedenkt, daß beispielsweise der ganz normale und gewöhnliche 100.- Dollar-Schaukelstuhl von John F. Kennedy kürzlich bei Sotheby in den USA für 400.000.- Dollar einem Sammler zugeschlagen wurde.

O felix tu collector scacchiae!

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