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62. Kreuzschach In Tim Krabbé: Schach-Besonderheiten, Econ Düsseldorf, 1988, Band 2, S. 61 fanden wir das folgende Kreuzschach. Schwarz, im Bestreben die Damen zwecks Verwertung des Mehrbauern zu tauschen, übersieht ein einfaches, aber effizientes Kreuzschach. Beachte, daß bereits nach 55. ... Dc1+ die Partie verloren ist.
63. Die letzte Partie Efim Bogoljubows Efim Bogolubow reiste Anfang des Jahres 1952 durch Deutschland und gab Simultan-Veranstaltungen. Am 4. April 1952 spielte er im Schroedl-Bräu in Heidelberg an 46 Brettern, gewann 36 Partien, remisierte 12 Partien und verlor 4 Partien. Gegen Dr. Josef Ladstetter, Heidelberg, der die folgende Partie mitteilt, nahm die Partie folgenden Verlauf:
Der Einschlag auf b6 drohte ständig. Jetzt kam die Alternative Le5 zur Ausführung. 31.Le5+ 1–0 (Anm. von J. Ladstetter). Auch Friedrich Löchner, Heilbronn, spielte gegen Bogoljubow eine Simultanpartie und zwar am 15. Juni 1952 im Paulinenhof in Heilbronn.
Wie Löchner weiter mitteilt, spielte Boglojubow dann abends für 20.- DM (damals viel Geld) nochmals mit ihm zwei Blitzpartien mit fünf Minuten Bedenkzeit.
Die zweite Blitzpartie gewann Bogoljubow ebenso wie eine Normalpartie nach etwa 3½ stündigem Kampf im Beisein zahlreicher Kiebitze. Bogoljubow starb, wahrscheinlich an einem Herzinfarkt, am 18.6.1952 plötzlich und unerwartet im Alter von 63 Jahren. Die Bestürzung bei den Simultankämpfern war groß, hatten sie doch den Schachmeister noch eben ganz vital gesehen (Ladstetter). Waren dies die letzten Schach-Partien Bogoljubows oder kann jemand spätere Partien angeben? 64. Harald Falk aus Hamburg Am 8.6.1995 wurden in Paris (siehe SZ 61) absolute Raritäten der Schachliteratur versteigert. Wir konnten die Sammlung vor der Auktion sichten und fanden bei etwa 90% der Bücher den mit Bleistift angebrachten Namenszug Falk auf dem rechten oberen Eck des Vorsatzblattes vermerkt. Unter Sammlern ist Harald Falk aus Hamburg nicht ganz unbekannt (siehe auch den Beitrag von Harald Falk selbst in Tarraschs Schachzeitung, Dezember 1932, S. 68 ff.: Schach bei den Hamburger Erwerbslosen). Falk war Jude und wich im Jahre 1933 vor den Nazis nach Paris aus, wo er ein Restaurant für Vegetarier führte. Wir nehmen an, daß sein Vater Dr. Hermann Falk hieß. Die Familie muß einigermaßen wohlhabend gewesen sein, denn sonst hätte Harald Falk nicht eine so ausgesuchte Schachbuch-Sammlung aufbauen können. 1938 beauftragte er den Buchhändler Leo Baer in Paris mit dem Verkauf seiner Schachbuch-Sammlung. Hierzu war er möglicherweise aus materiellen Gründen gezwungen, da die monatliche Unterstützung seines noch in Hamburg lebenden Vaters infolge der sich in Deutschland verschärfenden Judenverfolgungen ausgeblieben sein dürfte und sein Vegetarier-Restaurant nicht den erhofften Ertrag brachte. Der Gesamtpreis der Sammlung betrug 1250.- $. Seit einer Mitteilung von Dr. Niemeijer (Niemeijer, Dr. M.: Schaakbibliotheken, Wassenaar 1948, S. 29 ff.), glaubte man, daß der Hauptteil der Falk-Sammlung von dem amerikanischen Schachspieler Albert S. Pinkus (1903-1984) erworben worden sei. Daß dem nicht so ist, wurde erst jetzt mit dem Verkauf der Bibliotheque von Monsieur X deutlich. In einem von Leo Baer erstellten Katalog der Falk-Sammlung werden 20 Bücher des 16. Jhdts., 27 Bücher des 17. Jhdts. und 108 Bücher des 18. Jhdts. aufgeführt. Wir haben den Katalog der jetzt in Paris zum Verkauf gelangten Sammlung in dieser Hinsicht überprüft. Danach waren von den insgesamt 226 Losnummern 10 Bücher aus dem 16. Jhdt. (es fehlen 10 Bücher im Vergleich mit dem Katalog von Baer), 21 Nummern aus dem 17. Jhdt. (es fehlen 6 Bücher) und 45 Nummern aus dem 18. Jhdt. (es fehlen 63 Bücher). Darüberhinaus konnten wir in der Sammlung des Monsieur X 84 Bücher, die zwischen 1800 und 1850 sowie 44 Bücher, die zwischen 1850 und 1900 erschienen sind, nachweisen. Leider liegen uns der Originalkatalog von Leo Baer, 1938, und eine in diesem Zusammenhang interessierende Bücher-Liste des französischen und noch lebenden Schachbuch-Händlers Julien Guisle nicht vor, so daß uns weitere Aussagen zum Schicksal der Falk-Sammlung nicht möglich sind. Immerhin fehlen 10 der Bücher des 16. Jhdts. und hier insbesondere die Cessoles-Ausgaben. Vielleicht schlummern sie noch heute in den Räumlichkeiten eines „diskreten" französischen Buchliebhabers? Die Spuren des jüdischen Schach-Liebhabers und Schach-Bibliophilen Harald Falk verlieren sich in dem von den Deutschen besetzten Frankreich. Der Angriff der Wehrmacht erfolgte am 10. Mai 1940. Innerhalb von sechs Wochen war Frankreich geschlagen. Der Verfolgungsdruck auf Harald Falk und die etwa 200.000 in Paris lebenden Juden nahm zu. Am 16. Juli 1942 begannen in Paris die ersten Verhaftungen ausländischer Juden. Erste Deportationen waren bereits im März und Juni 1942 erfolgt. Wir wissen nicht, ob Harald Falk sich hat retten können. Wahrscheinlich ist, daß er in einem Konzentrationslager umgekommen ist. Wer kann weitere Angaben machen? Gibt es Spuren von Falk und seiner Familie in Hamburg? Wer kann uns die Listen von Baer und Guisle (z.B. in Kopie) zur Verfügung stellen? 65. Hausfrauen, Ärzte und die PCA Wie regelmäßig in jedem Jahr wurden auch diesmal wieder Meinungsumfragen durchgeführt, um die Bevölkerung darüber zu befragen, wer denn nun das höchste Ansehen in der Gesellschaft habe. Mit schöner Regelmäßigkeit liegen Ärzte und neuerdings auch Hausfrauen einsam an der Spitze der Beliebtheitsskala. Wir glauben, daß dies im wesentlichen daran liegt, daß Ärzte und Hausfrauen eben immer für ihre Mitmenschen da sind. Leider hat in der letzten Emnid-Umfrage niemand nach dem Ansehen der Pofessional Chess Association (PCA) gefragt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dürfen wir davon ausgehen, daß niemand der im Amateurlager spielenden Schach-Liebhaber Verständnis für die derzeitige PCA-Politik zeigt. Es ist unerträglich, wie unter Führung von Kasparow die Schachwelt ohne Not einer Zersplitterung ihrer Kräfte ausgesetzt wird. Fast sehnt man sich in die Zeit der GMA-Turniere zurück, die von der Mehrheit der Schach-Professionellen akzeptiert worden waren und die gleichzeitig auch für den Schach-Amateur überschaubar und besuchenswert waren. Man kann der FIDE sicherlich distanziert gegenüber stehen: Immerhin repräsentiert sie jedoch die Masse der Schachspieler auf die letztendlich die Schach-Professionellen und auch Kasparow angewiesen sind. Die PCA ist ein privater, in den Vereinigten Staaten eingetragener Verein, welcher bislang nicht einmal reguläre Vorstandswahlen aufweisen kann. Seine Leistung hinsichtlich der Befriedigung der Bedürfnisse der Schach-Aficionados tendiert asymptotisch gegen Null. Bereits der Londoner WM-Kampf Kasparow vs. Short war keineswegs ein lohnendes Medienspektakel sondern stellte ein Fiasko ohnegleichen dar. Die Mehrzahl der Karten konnte nicht verkauft werden und mußte zu Schleuderpreisen verramscht werden. Die Öffentlichkeit hat eben ganz einfach kein Verständnis für chaotische Verhältnisse und überhöhte Preise. Und selbst die Schach-Professionellen, deren Interessen zu vertreten der PCA-Klub vorgibt, sind in ihrer Mehrheit gespalten. Da kann es auch kein Trost sein, wenn der in der Regel klarsichtige Kenner der Schachszene Yasser Seirawan in einem kürzlichen Editorial seiner Schach-Zeitung Inside Chess (Nr. 24/1994, S. 4) meint, als Verdienst der PCA angeben zu können, diese habe die Firma Intel dazu veranlaßt, das Schulschach in Amerika und die American Chess Foundation zu fördern. Vielleicht ist es unbescheiden - aber es mag erlaubt sein zu fragen, was denn mit dem europäischen Schulschach ist. Oder will die PCA alleine in Nordamerika für das Schach tätig sein? Nennenswerte Aktivitäten mit zumindest partieller Unterstützung von Kasparow bemerken wir auch in Frankreich. In Deutschland ist außer einem Blitzturnier in München vor einigen Monaten keine nennenswerte Aktivität zu verzeichnen. Nun heißt es, die Schach-WM finde nicht in Köln, sondern doch in den Vereinigten Staaten statt. Angesichts dieser Verhältnisse möchte man dem PCA-Vorstand ein Studium der o.g. Umfrage-Ergebnisse anraten. Zwar muß es dabei nicht immer ärztlich zugehen, aber ein wenig mehr globale Universalität im Sinne eines demokratischen Interessenausgleiches von Schach-Professionellen und -Amateuren hätten wir schon ganz gern. Wir bitten Sie, alle Zuschriften per email zu richten an: Hallo@Ballo.de |