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62. Kreuzschach

In Tim Krabbé: Schach-Besonderheiten, Econ Düsseldorf, 1988, Band 2, S. 61 fanden wir das folgende Kreuzschach. Schwarz, im Bestreben die Damen zwecks Verwertung des Mehrbauern zu tauschen, übersieht ein einfaches, aber effizientes Kreuzschach. Beachte, daß bereits nach 55. ... Dc1+ die Partie verloren ist.










Löwenfisch,G - Romanovsky,P [E12]
URS-ch08 Leningrad, 1933
Damenindisch

1.d4 Sf6 2.Sf3 b6 3.c4 e6 4.Sc3 Lb7 5.Lg5 h6 6.Lh4 Le7 7.Dc2 d5 8.e3 Sbd7 9.Le2 0-0 10.0-0 Se4 11.Lxe7 Dxe7 12.Sxe4 dxe4 13.Sd2 f5 14.f3 exf3 15.Lxf3 Lxf3 16.Txf3 e5 17.Taf1 Dg5 18.Da4 Tad8 19.Tg3 De7 20.Tgf3 exd4 21.exd4 Sc5 22.Db4 Txd4 23.Sb3 a5 24.Db5 Sxb3 25.axb3 g6 26.h3 Tfd8 27.Dc6 T4d6 28.Db7 Td2 29.Tg3 Dc5+ 30.Kh1 Kf7 31.De4 Td1 32.Tgf3 Dd4 33.Dc6 De5 34.T3f2 T8d3 35.Kg1 Dd6 36.Db7 Dc5 37.Kh2 De5+ 38.Kh1 Txf1+ 39.Txf1 Txb3 40.Td1 Te3 41.Dc8 Te1+ 42.Txe1 Dxe1+ 43.Kh2 De5+ 44.Kh1 g5 45.Dd7+ Kg6 46.b3 Kh5 47.Dd1+ Kh4 48.Dd2 Dg3 49.c5 bxc5 50.Dxa5 Dxb3 51.De1+ Dg3 52.De6 h5 53.Dxf5 De3 54.Dd7 c4 55.Dxc7 Dc1+ 56.Kh2 Df4+ 57.g3+ Allerliebst! 1-0

63. Die letzte Partie Efim Bogoljubows

Efim Bogolubow reiste Anfang des Jahres 1952 durch Deutschland und gab Simultan-Veranstaltungen. Am 4. April 1952 spielte er im Schroedl-Bräu in Heidelberg an 46 Brettern, gewann 36 Partien, remisierte 12 Partien und verlor 4 Partien. Gegen Dr. Josef Ladstetter, Heidelberg, der die folgende Partie mitteilt, nahm die Partie folgenden Verlauf:










Ladstetter, Josef stud. jur - Bogoljubow, Efim [C43]
Simultan Heidelberg, 04.04.1952
Russisch

1.e4 e5 2.Sf3 Sf6 3.d4 exd4 4.e5 Se4 5.Dxd4 d5 6.exd6 Sxd6 7.Ld3 De7+ 8.Le2!?
besser scheint 8. Le3
8...Sc6 9.Df4 Lf5 10.Sa3 0-0-0 11.Le3 h6 12.Da4 Ld7 13.0-0 Kb8 14.Ld3 Sc8 15.Tad1?! Db4 16.Lb5 Dxa4 17.Lxa4 Lxa3 18.bxa3 Sb6 19.Lb3 Le6 20.Sd4 Sxd4 21.Lxd4 Lxb3 22.axb3 f6 23.Td3 Kc8 24.Tfd1 The8 25.Kf1 c6 26.a4 Kc7
Weiß lehnte das Remisangebot von Bogoljubow ab
27.g3 Sc8 28.a5 b6 29.axb6+ axb6 30.b4 Td7
Der Einschlag auf b6 drohte ständig. Jetzt kam die Alternative Le5 zur Ausführung
31.Le5+ 1-0

Der Einschlag auf b6 drohte ständig. Jetzt kam die Alternative Le5 zur Ausführung. 31.Le5+ 1–0 (Anm. von J. Ladstetter).

Auch Friedrich Löchner, Heilbronn, spielte gegen Bogoljubow eine Simultanpartie und zwar am 15. Juni 1952 im Paulinenhof in Heilbronn.

 









Löchner, Friedrich - Bogoljubow, Efim [C64]
Simultan Heilbronn, 15.06.1952
Spanisch

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 Lc5 4.c3 f5 5.d4 fxe4 6.dxc5 exf3 7.Dxf3 Sf6 8.Lg5 0-0 9.De2 d5 10.cxd6 cxd6 11.Sa3 De8 12.0-0-0 d5? 13.Lxf6 gxf6 14.Txd5 Le6 15.Td6! Lxa2? 16.Thd1 Lb3 17.T1d3 Tc8 18.c4! De7? 19.Td7 De6 Danach sagte Weiß ein Matt in drei Zügen an

20.Tg3+ Kh8 21.Txh7+
Anmerkungen von Friedrich Löchner 1-0

Wie Löchner weiter mitteilt, spielte Boglojubow dann abends für 20.- DM (damals viel Geld) nochmals mit ihm zwei Blitzpartien mit fünf Minuten Bedenkzeit.

 








Bogoljubow, Efim - Löchner, Friedrich [C57]
Blitzpartie Heilbronn, 15.06.1952
Italienisch

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.Sg5 d5 5.exd5 b5 6.Lf1 Sxd5 7.Lxb5 Ld7 8.d3 Df6 9.0-0 Sf4 10.Se4 Dg6 11.Lxf4 exf4 12.Sbc3 0-0-0 13.Df3 Ld6 14.Se2?? Lg4 15.Sxd6+ Txd6 16.Sxf4 Lxf3 17.Sxg6 Txg6 18.g3 Sd4! 19.Tfe1 Sxb5 20.c3 Td8 0-1

Die zweite Blitzpartie gewann Bogoljubow ebenso wie eine Normalpartie nach etwa 3½ stündigem Kampf im Beisein zahlreicher Kiebitze.

Bogoljubow starb, wahrscheinlich an einem Herzinfarkt, am 18.6.1952 plötzlich und unerwartet im Alter von 63 Jahren. Die Bestürzung bei den Simultankämpfern war groß, hatten sie doch den Schachmeister noch eben ganz vital gesehen (Ladstetter).

Waren dies die letzten Schach-Partien Bogoljubows oder kann jemand spätere Partien angeben?

64. Harald Falk aus Hamburg

Am 8.6.1995 wurden in Paris (siehe SZ 61) absolute Raritäten der Schachliteratur versteigert. Wir konnten die Sammlung vor der Auktion sichten und fanden bei etwa 90% der Bücher den mit Bleistift angebrachten Namenszug Falk auf dem rechten oberen Eck des Vorsatzblattes vermerkt. Unter Sammlern ist Harald Falk aus Hamburg nicht ganz unbekannt (siehe auch den Beitrag von Harald Falk selbst in Tarraschs Schachzeitung, Dezember 1932, S. 68 ff.: Schach bei den Hamburger Erwerbslosen).

Falk war Jude und wich im Jahre 1933 vor den Nazis nach Paris aus, wo er ein Restaurant für Vegetarier führte. Wir nehmen an, daß sein Vater Dr. Hermann Falk hieß. Die Familie muß einigermaßen wohlhabend gewesen sein, denn sonst hätte Harald Falk nicht eine so ausgesuchte Schachbuch-Sammlung aufbauen können. 1938 beauftragte er den Buchhändler Leo Baer in Paris mit dem Verkauf seiner Schachbuch-Sammlung. Hierzu war er möglicherweise aus materiellen Gründen gezwungen, da die monatliche Unterstützung seines noch in Hamburg lebenden Vaters infolge der sich in Deutschland verschärfenden Judenverfolgungen ausgeblieben sein dürfte und sein Vegetarier-Restaurant nicht den erhofften Ertrag brachte. Der Gesamtpreis der Sammlung betrug 1250.- $.

Seit einer Mitteilung von Dr. Niemeijer (Niemeijer, Dr. M.: Schaakbibliotheken, Wassenaar 1948, S. 29 ff.), glaubte man, daß der Hauptteil der Falk-Sammlung von dem amerikanischen Schachspieler Albert S. Pinkus (1903-1984) erworben worden sei. Daß dem nicht so ist, wurde erst jetzt mit dem Verkauf der Bibliotheque von Monsieur X deutlich.

In einem von Leo Baer erstellten Katalog der Falk-Sammlung werden 20 Bücher des 16. Jhdts., 27 Bücher des 17. Jhdts. und 108 Bücher des 18. Jhdts. aufgeführt. Wir haben den Katalog der jetzt in Paris zum Verkauf gelangten Sammlung in dieser Hinsicht überprüft. Danach waren von den insgesamt 226 Losnummern 10 Bücher aus dem 16. Jhdt. (es fehlen 10 Bücher im Vergleich mit dem Katalog von Baer), 21 Nummern aus dem 17. Jhdt. (es fehlen 6 Bücher) und 45 Nummern aus dem 18. Jhdt. (es fehlen 63 Bücher). Darüberhinaus konnten wir in der Sammlung des Monsieur X 84 Bücher, die zwischen 1800 und 1850 sowie 44 Bücher, die zwischen 1850 und 1900 erschienen sind, nachweisen.

Leider liegen uns der Originalkatalog von Leo Baer, 1938, und eine in diesem Zusammenhang interessierende Bücher-Liste des französischen und noch lebenden Schachbuch-Händlers Julien Guisle nicht vor, so daß uns weitere Aussagen zum Schicksal der Falk-Sammlung nicht möglich sind. Immerhin fehlen 10 der Bücher des 16. Jhdts. und hier insbesondere die Cessoles-Ausgaben. Vielleicht schlummern sie noch heute in den Räumlichkeiten eines „diskreten" französischen Buchliebhabers?

Die Spuren des jüdischen Schach-Liebhabers und Schach-Bibliophilen Harald Falk verlieren sich in dem von den Deutschen besetzten Frankreich. Der Angriff der Wehrmacht erfolgte am 10. Mai 1940. Innerhalb von sechs Wochen war Frankreich geschlagen. Der Verfolgungsdruck auf Harald Falk und die etwa 200.000 in Paris lebenden Juden nahm zu. Am 16. Juli 1942 begannen in Paris die ersten Verhaftungen ausländischer Juden. Erste Deportationen waren bereits im März und Juni 1942 erfolgt. Wir wissen nicht, ob Harald Falk sich hat retten können. Wahrscheinlich ist, daß er in einem Konzentrationslager umgekommen ist.

Wer kann weitere Angaben machen? Gibt es Spuren von Falk und seiner Familie in Hamburg? Wer kann uns die Listen von Baer und Guisle (z.B. in Kopie) zur Verfügung stellen?

65. Hausfrauen, Ärzte und die PCA

Wie regelmäßig in jedem Jahr wurden auch diesmal wieder Meinungsumfragen durchgeführt, um die Bevölkerung darüber zu befragen, wer denn nun das höchste Ansehen in der Gesellschaft habe. Mit schöner Regelmäßigkeit liegen Ärzte und neuerdings auch Hausfrauen einsam an der Spitze der Beliebtheitsskala. Wir glauben, daß dies im wesentlichen daran liegt, daß Ärzte und Hausfrauen eben immer für ihre Mitmenschen da sind.

Leider hat in der letzten Emnid-Umfrage niemand nach dem Ansehen der Pofessional Chess Association (PCA) gefragt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dürfen wir davon ausgehen, daß niemand der im Amateurlager spielenden Schach-Liebhaber Verständnis für die derzeitige PCA-Politik zeigt. Es ist unerträglich, wie unter Führung von Kasparow die Schachwelt ohne Not einer Zersplitterung ihrer Kräfte ausgesetzt wird. Fast sehnt man sich in die Zeit der GMA-Turniere zurück, die von der Mehrheit der Schach-Professionellen akzeptiert worden waren und die gleichzeitig auch für den Schach-Amateur überschaubar und besuchenswert waren. Man kann der FIDE sicherlich distanziert gegenüber stehen: Immerhin repräsentiert sie jedoch die Masse der Schachspieler auf die letztendlich die Schach-Professionellen und auch Kasparow angewiesen sind.

Die PCA ist ein privater, in den Vereinigten Staaten eingetragener Verein, welcher bislang nicht einmal reguläre Vorstandswahlen aufweisen kann. Seine Leistung hinsichtlich der Befriedigung der Bedürfnisse der Schach-Aficionados tendiert asymptotisch gegen Null. Bereits der Londoner WM-Kampf Kasparow vs. Short war keineswegs ein lohnendes Medienspektakel sondern stellte ein Fiasko ohnegleichen dar. Die Mehrzahl der Karten konnte nicht verkauft werden und mußte zu Schleuderpreisen verramscht werden. Die Öffentlichkeit hat eben ganz einfach kein Verständnis für chaotische Verhältnisse und überhöhte Preise. Und selbst die Schach-Professionellen, deren Interessen zu vertreten der PCA-Klub vorgibt, sind in ihrer Mehrheit gespalten. Da kann es auch kein Trost sein, wenn der in der Regel klarsichtige Kenner der Schachszene Yasser Seirawan in einem kürzlichen Editorial seiner Schach-Zeitung Inside Chess (Nr. 24/1994, S. 4) meint, als Verdienst der PCA angeben zu können, diese habe die Firma Intel dazu veranlaßt, das Schulschach in Amerika und die American Chess Foundation zu fördern. Vielleicht ist es unbescheiden - aber es mag erlaubt sein zu fragen, was denn mit dem europäischen Schulschach ist. Oder will die PCA alleine in Nordamerika für das Schach tätig sein? Nennenswerte Aktivitäten mit zumindest partieller Unterstützung von Kasparow bemerken wir auch in Frankreich. In Deutschland ist außer einem Blitzturnier in München vor einigen Monaten keine nennenswerte Aktivität zu verzeichnen. Nun heißt es, die Schach-WM finde nicht in Köln, sondern doch in den Vereinigten Staaten statt.

Angesichts dieser Verhältnisse möchte man dem PCA-Vorstand ein Studium der o.g. Umfrage-Ergebnisse anraten. Zwar muß es dabei nicht immer ärztlich zugehen, aber ein wenig mehr globale Universalität im Sinne eines demokratischen Interessenausgleiches von Schach-Professionellen und -Amateuren hätten wir schon ganz gern.

Wir bitten Sie, alle Zuschriften per email zu richten an: Hallo@Ballo.de

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