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6. Dr. Görschen

Der in den fünfziger Jahren schach-schriftstellerisch aktive Dr. Görschen aus Flensburg besaß eine Sammlung von 723 Lichtbildern, die er auf Vorträgen zur Darstellung der Schachgeschichte benutzte (siehe Caissa Nr.12, 1953, S. 236 und Caissa Nr. 21, 1953, S. 416).

Egbert Meissenburg, der Robert Hübner der deutschen Schach-Aficionados (scheu, aber wacker), der die Sammlung Görschen nach dessen Tod von den Erben kaufte, weiß auch nichts über den Verbleib der Lichtbilder. Gibt es Spuren ?

7. The Kings of Chess

Es gibt Bücher, die die Einseitigkeit des Autors zeigen und nur mit äußerster Vorsicht zu lesen sind.

Ein solches Beispiel ist das Buch The Kings of Chess, Pavillon Books, London 1986 von William Hartston. Es genügt, das Inhaltsverzeichnis durchzusehen. Ein 10-Seiten-Kapitel über André D. Philidor, ein 15-Seiten(!)-Kapitel über Howard Staunton (wer war Staunton ?), ein 16-Seiten-Kapitel über Paul Morphy (unser Freund von der anderen Seite des Ozeans), aber kein eigenständiges Kapitel über Adolf Anderssen.

Im Text finden sich dann Unkorrektheiten gepaart mit simpler Ignoranz. Ein Beispiel: "Anderssen's tentative claim for a German take-over in 1851 had been interrupted by our transatlantic visitor of 1858, but after Morphy's departure there was to be little doubt that the new breeding ground for great players was indeed the Habsburg Empire. While Staunton had been labouring away improving his Chess Player's Handbook and ensuring the pre-eminence of his own reputation, another group of chess theorists had been hard at work in Berlin."

Zunächst gab es da nie einen von Anderssen initiierten Übernahmeversuch im Sinne einer Überlegenheit des Deutschen Schachs. Anderssen war bekannt für seine Bescheidenheit, auch nach seinem Sieg in London 1851. Bekannt dagegen ist die perfide Art Stauntons, als er versuchte den Sieg Anderssens im Turnier 1851 zu schmälern. Entlarvend, im Sinne einer völligen Ignoranz der Leistungen eines Anderssen, von der Lasa, Mayet, Bledow etc., ist es auch, wenn Hartston von unserem transatlantischen Besucher spricht.

Einseitig ist darüberhinaus die Darstellung, das Habsburger Reich sei der Nährboden für große Schachspieler gewesen. Natürlich gab es dort ein großes Talentreservoir, aber auf dem Boden des 1871 geeinten Deutschen Reiches und dem neu gegründeten Deutschen Schachbund unter Hermann Zwanzig begann eine Ära der Prosperität im Schach mit vielen noch heute berühmten und anerkannt starken Turnieren, nämlich der Deutschen Schachkongresse, wie es sie in Europa bis dahin nicht gegeben hatte und danach auch nicht mehr gegeben hat.

Das alles kümmert Herrn Hartston wenig. Offensichtlich wird Staunton von diesem Autor überschätzt. Zitat: "Then had come Staunton, the first chess scientist, whose writings introduced the world to the proper study of the game". Dabei war schon den Zeitgenossen in der Mitte des 19. Jahrhunderts klar, daß das Verdienst, eine wirklich umfassende und erste Wissenschaftlichkeit beanspruchende Erarbeitung des Eröffnungswissens geleistet zu haben, den Berlinern um Bledow, Rudolf von Bilguer und Tassilo von der Heydebrand und der Lasa, mit der ersten Auflage ihres "Handbuch des Schachspiels" im Jahre 1843 gelungen war. Stauntons Plagiat "The Chess Players Handbook" erschien erstmals im Jahre 1847 also vier Jahre später.

Wir legen Wert auf die Feststellung, daß das Buch von Hartston keine Geschichte des Schachs ist, wie sie von uns allen als vorbildlich erachtet werden kann.

 

 

Dennoch mag eine Frage gestellt werden: Wird die Leistung Howard Stauntons im allgemeinen unterschätzt und besonders im deutsch- und französischsprachigen Bereich nicht ausreichend gewürdigt ? Kontroverses zum oben Gesagten erbeten.

8. Sofonisba Anguissola

Eine Multimedia Enzyklopädie im CD-ROM durchstöbernd, fanden wir Sofonisba Anguissola. Sofonisba Anguissola, Tochter eines Piemontesischen Adligen war eine der ersten prominenten italienischen Künstlerinnen. Sie hinterließ viele Selbstporträts. Eines ihrer Bilder zeigt sie und ihre Schwestern beim Schachspiel. Das Gemälde befindet sich im Museum Narodowe in Poznan, Polen. Wer weiß Näheres ? Und darüberhinaus: War sie die erste Schach spielende Frau?

9. Schach ist ein Glücksspiel

Aus der Festschrift zur Hundertjahrfeier des Schachklub 1858 Giessen stammt folgende von W. Schonebohm berichtete Episode. Anläßlich des 70sten Bestehens des Schachklub 1858 Giessen waren mehrere Schachmeister eingeladen worden. Am Begrüßungsabend zogen sich Dr. Kraemer, W. Schonebohm und Großmeister Sämisch zum Skat in ein Nebenzimmer zurück. Als das erste Spiel ausgegeben wurde, sagte Sämisch so recht behaglich: „Endlich einmal ein Spiel, bei dem man denken muß." Schonebohm muß ihn wohl etwas erstaunt angesehen haben, denn er fügte lächelnd hinzu: „Nun ja, das Schach ist doch ein ausgesprochenes Glücksspiel."

In diesem Zusammenhang ist die Meinung von Fritz Riemann aus "Schacherinnerungen ... De Gruyter, Berlin 1924, S. 9 ff. interessant: "Die Möglichkeiten (im Schachspiel, H.B.), wenn auch in veränderten Formen, kehren wieder, und schließlich ist das Ergebnis einer jeden von zwei Meistern ... gespielten Partie in der Hauptsache das Ergebnis des Zufalls."

10. Anderssens Abkehr vom Schach

Riemann erzählt in seinen Erinnerungen vom sterbenden Adolf Anderssen. Nach Riemann soll Anderssen kein Interesse mehr für das Schach gehabt haben. Riemann schreibt (Schacherinnerungen ... , de Gruyter, Berlin 1924, S. 9 ff.): "Er (Anderssen, HB) fluchte geradezu dem Schachspiel: 'Tausend Meilen weit bleibe mir das Schachspiel !' ".

Wir bitten Sie, alle Zuschriften per email zu richten an: Hallo@Ballo.de

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