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183. London 1851 (erschienen in Schach 2/2003). Der folgende Brief Howard Stauntons anlässlich des Turniers in London 1851 dokumentiert gut, wie angesehen der deutsche Diplomat und Schachgroßmeister Tassilo von Heydebrand und der Lasa war. Siehe Schachzettel 177. Der vierseitige Brief liest wie folgt: 8 Sydney Place Brompton London My dear Mr. Heydebrant. Some days since being myself a great invalid, I requested Mr. Horwitz (10.5.1807-29.8.1885, Anm. HB) to make known to you the promising results of our endeavour to promote a great Chess Congress in London, during the coming Spring, and to convey the expression of our anxious desire that you would afford us the incalculable advantage of your presence on this interesting occasion. The moment I am enabled to resume my pen, I hasten to add my personal and particular solicitations that for the sake of that game for which you have done so much and I may add, sacrificed so much, you will not suffer any surmountable impediment to prevent your being present. At this striking and unique assemblage – already from all parts of England from France, from India & America we have the most gratifying manifestations of sympathy and support, and on all sides there is an anxious longing expressed to hear that you will take part in a Congress so thought with important consequences to the future prosperity of Chess. Do my dear Sir, exert yourself to gratify the wishes of the Chess Community – I wrote to you some weeks ago an account of our early proceedings through our dear lost friend Mr. Schumacher (3.9.1780-28.12.1850, Anm. HB) but his illness prevented him communicating with you. In a few days I will send you a programm of the intended assemblage – but in the meantime, I entreat you to give me the assurance that you will join us. That assurance will induce hundreds to join our standard and infuse the greatest animation through all ranks of play both here and abroad – Should you determine to come, I will take care that you are subjected to no inconvenience on the score of a residence. London will doubtless be disagreeably full & I have many visitors but on hearing of the month when you purpose coming I will take you comfortable apartments in the neighbourhood of the town – and on your arrival will meet you in company of Mr. Horwitz to convey you from the Railway to my house and from thence to your own. Anxiously awaiting your reply and with best compliments I subscribe myself my dear Sir faithfully yours H. Staunton. Herr von Heydebrant and der Lasa Jany. 30th1851. Ein Facsimilé-Druck, limitiert (50 Ex.) und numeriert, kann für 50.- Euro von uns angefordert werden. 184. Stefan Zweig Stefan Zweig-Freunde finden in dem von Ingrid Schwamborn herausgegebenen Buch Die letzte Partie, Stefan Zweigs Leben und Werk in Brasilien (1932-1945), Aisthesis Verlag, Bielefeld 1999 (403 S.) eine Fülle von in der breiteren Öffentlichkeit unbekannten Informationen zur Entstehungsgeschichte der Schachnovelle. Interessant sind u.a. auch zwei Interviews, die die Herausgeberin mit Erich Eliskases und Miguel Najdorf (in Deutsch) führte sowie eine umfangreiche Bibliografie. Stefan Zweig verwendete als Vorlage für seine Schachnovelle eine in Bad Pistyan 1922 zwischen Alexander Aljechin und Efim Bogoljubow gespielte Partie, welche unentschieden endete. Die Partie kommentierte Tartakower in Die hypermoderne Schachpartie, Wiener Schachverlag, Wien 1925.
Die folgenden Angaben verdanken wir Tomasz Lissowski (siehe auch: Tomasz Lissowski und Victor Tcharuschin, Daniuszewski - unbekannter Rivale Aljechin's, Wydawnictwo Szachowe Penelopa, Warschau 1999 (in Polnisch). Das kleine Städtchen Lodz entwickelte sich am Ende des XIX. Jahrhunderts zu einem großen Industriezentrum, das zu den größten im damaligen Russisch-Polen gehörte. Die Einwohner der neuen Metropole waren ethnisch zu jeweils etwa einem Drittel polnischer, deutscher und jüdischer Abstammung. Der Lodzer Schachverein entstand im Jahre 1903. Zu den ersten Mitgliedern gehörte auch der junge und begabte Spieler Dawid J. Daniuszewski. Schon im Gründungsjahr des Lodzer Schachvereins 1903 führte er zusammen mit dem Deutschen Augustus Mund die Schachrubrik in der "Neue Lodzer Zeitung". Über das Geburtsjahr und die Jugendjahre Daniuszewski's ist fast nichts bekannt. Die von J. Gaige (McFarland, Jefferson 1987) angegebenen Geburtsdaten (1890 bzw. 1887) scheinen unrichtig spät zu sein. Im Jahre 1906 belegte Daniuszewski einen ausgezeichneten zweiten Platz in der stark besetzten Vereinsmeisterschaft des Lodzer Klubs hinter Rubinstein. 1. Rubinstein 9/12, 2. Daniuszewski 8, 3. Salwe 7,5, 4. Mund 6,5, 5-6. Kuczynski und Rotlewi - beide 5,5, 7. Korolewicz. Daniuszewski nahm auch an den Turnieren in Ostende 1907, in Lodz 1907 (=5. All-Russische Meisterschaft) sowie in St. Petersburg 1909 (Tschigorin-Memorial, Nebenturnier für Amateure) teil, wo er den noch sehr jungen Aljechin besiegte und den 4. bis 6. Platz teilte. Die Kriegsjahre 1915-1918 verbrachte Daniuszwewski in Russland. Er war mit einem nicht näher bekannten Amt oder Betrieb vor dem Einmarsch der deutschen Truppen Mitte 1915 evakuiert worden. Aus diesem Grund sehen wir ihn wieder zusammen mit seinem Freund Augustus Mund auf der Liste der Teilnehmer der Ersten Meisterschaft der neu entstandenen Sowjetunion (Moskau 1920). Erst einige Jahre später kehrte er nach Polen zurück. Dawid Daniuszewski spielte 1925 für Polen in der Schach-Olympiade in Paris und nahm an der zweiten Meisterschaft Polens (Lodz 1927) mit durchschnittlichen Ergebnissen teil. In den folgenden Jahren war er schachpraktisch weniger aktiv. Als inoffizieller Vereinschronist bearbeitete er 1938 die Festschrift des Schachvereins Lodz. Zur Zeit der Besetzung Polens durch die Deutsche Wehrmacht lebte er eingeschlossen im Ghetto von Lodz. Im Februar 1944 lebte Daniuszewski noch, was eine eigenhändige Notiz auf einem Buch-Umschlag, das seinen Besitzer überlebte (libelli fatas sua habent), belegt. Wir bitten Sie, alle Zuschriften per email zu richten an: Hallo@Ballo.de
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